Die Zeugin wohnt in Berlin und kam schon 2006 zur Lopavent. Als Büroleiterin, wie sie erläutert. Bei der Loveparade in Duisburg war sie, wie bei den vorhergehenden Paraden in Dortmund und Essen, unter anderem für die VIP-Betreuung zuständig. Über irgendwelche VIPs wird allerdings heut gar nicht gesprochen.
Ein Geschäftsführer, zwei Angestellte
Die heute 40-Jährige und ihr Vorgesetzter, der “Creative Director”, ein ehemaliger Angeklagter, waren die einzigen Festangestellten der Lopavent GmbH unter Geschäftsführer Schaller. Mit der Vorbereitung der Loveparade in Duisburg habe sie wenig zu tun gehabt, sei auch erst einen Monat vor der Veranstaltung für die Vorbereitungen nach Duisburg gekommen, berichtet die Zeugin.
Zögern und Nachdenken
Bei der Befragung durch den Richter muss die Frau immer wieder lange nachdenken, hin und wieder hat sie auch große Wortfindungsschwierigkeiten. Ich kann nicht einschätzen, ob sie die hat, weil sie bestimmte Dinge lieber nicht erzählen möchte – zum Beispiel, wer für was genau zuständig war -, oder ob sie einfach aufgeregt ist. Ein Muster bezüglich der Themen, bei denen ihr die Worte fehlen, lässt sich nicht erkennen. Und wie viele Zeugen vor ihr, muss die ehemalige VIP-Betreuerin bei vielen Fragen passen. Aber ich habe nicht den Eindruck, dass sie mauert.
“Die Party ging ja weiter”
Ihre Schilderung des Tages fällt ziemlich knapp aus und auch das Nachfassen des Richters bringt wenig mehr ans Tageslicht. Sie spricht davon, dass der VIP-Bereich an den Notausgängen lag und dass Leute versuchten, darüber auf das Gelände zu kommen. “Mir wurde gesagt, dass man die Tore aufmachen soll, um die Leute rein zu lassen, weil der Druck auf die Eingänge so groß war. Da haben wir dann gehört, dass es ein Unglück im Tunnel gegeben hatte, dass die Floats aber weiterfahren. Ich habe mich ein bisschen hilflos gefühlt, ich war ja am ganz anderen Ende des Veranstaltungsgeländes, es wirkte so, als wäre nichts geschehen.”
Keine weiteren Fragen
Richter Plein ist bereits vor der Mittagspause mit seiner Befragung durch und weder Staatsanwaltschaft, noch Nebenkläger haben weitere Fragen. Auch nicht die Vertreter der Angeklagten und so wird die Sitzung auf die nächste Woche vertagt, die Zeugin ist entlassen.
Der rätselhafte Dauerzuschauer
Als ich das Congress-Center verlasse, sitzt der Gutachter zusammen mit zwei anderen Prozessbeteiligten auf einer Bank. Sie rätseln, wer der Mann ist, der soeben an ihnen vorbei gegangen ist und was er hier eigentlich macht. Der grauhaarige Herr sitzt an fast jedem Prozesstag in den Zuschauerreihen und schreibt teils eifrig mit. Auf dem Weg zur Straßenbahn hole ich ihn ein und frage – Neugier gehört schließlich zu meinem Berufsbild. Er sei, sagt er, damals nur nicht nach Duisburg gefahren, weil es so heiß war. Und jetzt interessiere ihn das eben grundsätzlich. Nun denn.