Eigens aus Hamburg angereist ist eine Zeugin für den zehnten Tag des Loveparade-Prozesses. Der aber – so leitet der vorsitzende Richter schon ein – nach Möglichkeit bereits am Mittag sein Ende finden soll: Die Prozessbeteiligten möchten zu Hause sein, bevor Sturmtief Friederike mit voller Wucht zuschlägt. Während draußen der Sturm Fahrt aufnimmt, berichtet im Gerichtssaal die andere Zeugin des heutigen Tages von ihrer Todesangst im Gedränge.
Vorwürfe gegen Polizei und Security
Unfähig und überfordert seien sowohl Security als auch Polizei gewesen und vor allem: es seien viel zu wenig Sicherheitskräfte gewesen, die zudem viel zu spät eingegriffen, zum Teil noch untätig auf die Rampe hinabgeblickt hätten, als die Situation eskalierte.
Die Verteidiger nehmen das gerne auf. Denn nach ihrer Auffassung gehören nicht ihre Mandanten auf die Anklagebank, sondern andere – unter anderem Verantwortliche der Polizei.
Auch die Hamburger Zeugin berichtet, sie habe kaum Polizisten oder Ordner gesehen. Zusammen mit ihrem Mann und ihrem Bruder sei sie mit „viel Glück da noch rausgekommen“. Als sie Ordnern und später Polizisten vor dem Tunnel gesagt habe, im Tunnel würden Leute totgetrampelt, hätten die Ordner erklärt, sich darum zu kümmern sei Sache des Veranstalters. Und die Polizisten hätten nur gelacht.
Antrag auf Verfahrensabtrennung
Für Überraschung sorgt ein Antrag der Nebenklage: Man möge den Prozess gegen den ehemaligen Duisburger Baudezernenten und die Mitarbeiter des Bauamts abtrennen von diesem Verfahren. Zur Begründung führt der Rechtsanwalt sinngemäß aus, nach den bisherigen Zeugenvernehmungen sei offenbar, dass die unmittelbare Verantwortung für das Unglück beim Durchführenden – also dem Veranstalter – und den Sicherheitskräften liege, nicht bei der genehmigenden Behörde. Entschieden wird über diesen Antrag erst in den kommenden Wochen.
Jeder Zeuge wird detailliert befragt
Mit dem sturmbedingten frühen Schluss am Mittag wird es nichts heute, in der Außenstelle des Landgerichts in der Düsseldorfer Messe. Die Zeugenvernehmungen ziehen sich, weil Anwälte, Richter und Gutachter viele Nachfragen stellen. Sturm Friederike zieht derweil vorbei.