Tag 14: Schlechtes Zeugnis für die Polizei

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Tag 14: Schlechtes Zeugnis für die Polizei

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Verhandlungstag Nummer 14 wirft kein gutes Licht auf die Polizei. Das liegt an der Zeugenaussage des Nebenklägers, eines mit einer Australierin verheirateten Ingenieurs aus München. Eine Freundin seiner Frau starb bei dem Gedränge. Als sei das nicht schlimm genug gewesen, seien er, seine Frau und drei weitere englischsprachige Freundinnen im Anschluss festgehalten worden: “Man wusste nicht, wie es weitergeht, man wollte uns aber auch nicht gehen lassen. Man wurde über Stunden getrennt in Einsatzwagen festgehalten.”

Zusammengebrochenes Handynetz

Offenbar habe es nicht mal funktionierende Funkgeräte gegeben: “Das Problem war, dass die Einsatzkräfte nicht wirklich miteinander kommunizieren konnten. Das Verrückte war, dass dann jemand über das halbe Gelände laufen musste und fragen, ob sie uns aus dem Auto lassen dürfen – das hat ne Stunde gedauert!”

Vorwurf: Keine Schilder, keine Durchsagen

Als wesentliches Versäumnis macht der Zeuge mangelnde Information und Kommunikation aus. Schon auf dem Übersichtsplan im Internet sei nicht ersichtlich gewesen, dass man durch einen Tunnel musste, um auf das Gelände zu kommen, noch dass das Gelände insgesamt eingezäunt sein würde. Die Partygemeinde sei orientierungslos gewesen, Hinweisschilder oder sonstige Orientierungshilfen: Fehlanzeige. Auch bei der Panik.

„Was mir traurig in Erinnerung geblieben ist. Wo die Massen noch unten waren, ist mir aufgefallen, dass zu dem Zeitpunkt die Rampe schon längst geöffnet war und die Menschen einfach nur hätten geradeaus gehen müssen. Und ich mich schon damals gewundert habe, warum es keine Lautsprecherdurchsagen gab.“

“Keine Wahl” auszuweichen

Einmal im Sog der Menschenmenge habe man als Besucher von Beginn an keine Wahlmöglichkeit mehr gehabt. Insbesondere vor dem Eingang sei es schon so unglaublich voll gewesen, ein Ausweichen in Seitenstraßen nicht möglich.

Über die Absperrungen aus der Menge heraus zu kommen – ebenso unmöglich.
“Selbst wenn ich entschieden hätte, mir geht es nicht gut, ich möchte umdrehen – das wäre gar nicht gegangen. Man hatte keine andere Wahl als da hinein zu gehen.“

Vorlage für die Verteidigung

Die Verteidiger nehmen den Ball dieser Aussage gerne auf. Versäumnisse seien in erster Linie der Polizei vorzuwerfen, die – entgegen der Planung – auf Hilferufe via Funk und von den Eingekeilten am Fuß der Rampe nicht adäquat reagiert, verabredete Lautsprecherwagen nicht in Position gebracht habe.

Zudem habe eine Polizeikette die Menschen am Weitergehen gehindert und dadurch das tödliche Gedränge erst verursacht. Schlicht: In diesem Gerichtssaal säßen die Falschen auf der Anklagebank. Eine Behauptung, die von Seiten der Verteidigung nicht zum ersten Mal aufgestellt wird in diesem Prozess – und das lange bevor überhaupt die Beweisaufnahme abgeschlossen ist.

Über den Autor

Geboren 1969 in Bremen, Mensch- und Journalistenwerdung in Rheinland und Ruhrgebiet und seit 2008 für den WDR als Reporterin in Düsseldorf, Duisburg und Umgebung unterwegs. Das Unglück bei der Loveparade habe ich von Anfang an immer wieder journalistisch begleitet, vom Folgetag an viel Zeit im Tunnel verbracht, Eindrücke gesammelt, Menschen befragt, berichtet. Auch über die politischen Folgen, wie die Abwahl des Oberbürgermeisters Sauerland und das juristische Hickhack im Vorfeld dieses Prozesses.

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