Die überlebende Nebenklägerin ist bemerkenswert gefasst, als sie sich an diesem 15. Prozesstag an den Tag der Katastrophe erinnert: Wie sie in der Menschenmenge unterging, dann noch versuchte, sich bemerkbar zu machen und schließlich aufgab: „Leute haben auf mich getreten, ich habe gemerkt, ich bekomme keine Luft mehr und habe dann gedacht: okay, ich muss das jetzt so hinnehmen, ich muss meine Augen schließen. Und dann habe ich meine Augen geschlossen. Ich bin dann erst im Krankenhaus wieder wach geworden.“
Unglaubliche Datenmengen – und trotzdem Lücken
Als die Verteidiger ihre Nachfragen stellen, wird einmal mehr deutlich, wie umfangreich die Ermittlungsakten sind. Sämtliche Beweise werden digital vorgelegt – einzelne Fotos zum Beispiel aus „Festplatte Nummer zwei, Unterverzeichnis, Unterverzeichnis, Unterverzeichnis, Blatt 15.798“ herausgesucht. Und dennoch sind auch diese Akten nicht vollständig. Der Gutachter bemängelt, dass die Pläne und Flyer fehlen, die der Veranstalter im Vorfeld und bei der Loveparade ins Netz gestellt und verteilt hat.
Die Verteidigung ist gut vorbereitet
Die Verteidiger haben detailreiche Aktenkenntnis. Sie nutzen jede Aussage, die der Entlastung ihrer Mandanten dienen könnte: Die zweite Zeugin des Tages ist der festen Überzeugung, Auslöser des Unglücks sei gewesen, dass der Zugang über die Rampe zwischenzeitlich von der Polizei abgeriegelt wurde. Doch die Polizei steht nicht vor Gericht. Ein gefundenes Fressen für einen der Verteidiger. Sein Mandant sei Mitarbeiter des Bauamts und habe mit der Polizei-Kette nichts zu tun gehabt: „Wollen Sie, dass er verurteilt wird?“
Prominente Zeugen im Mai?
Bis Mitte Mai, so die Planung, sollen hier in der Düsseldorfer Außenstelle des Duisburger Landgerichts die Nebenkläger sowie Gutachter und Forensiker zu Wort kommen. Danach – darüber sind sich die Prozessbeteiligten einig – soll es zügig weitergehen. Unter anderem mit den prominenten Zeugen. Adolf Sauerland, der Ex-Bürgermeister Duisburgs und Rainer Schaller, der Ex-Geschäftsführer des damaligen Veranstalters „Lopavent.“