Einen so kurzen Prozesstag wie heute hatten wir meines Wissens bisher noch nicht. Um 11:15 Uhr beendet der Vorsitzende Richter die Sitzung nach einer bemerkenswert erkenntnisarmen Zeugenbefragung.
Das Gericht hat seine Fragen an die Zeugin, heute Pressesprecherin im Unternehmen des Loveparade-Veranstalters Rainer Schaller, schon in der vergangenen Woche gestellt. Heute sind Staatsanwaltschaft, Nebenkläger und Verteidiger an der Reihe. Häufigste Antworten der 43-Jährigen: “Daran erinnere ich mich nicht” und “Nein, das hab ich auch nicht mitbekommen”.
“Ich musste halt gucken, dass das im VIP-Bereich funktioniert”, beschreibt sie ihre Aufgabe am Veranstaltungstag. “Ob die Rampen jetzt auch Fluchtwege sein sollten, weiß ich nicht.”
Jeden Abend Kameras geguckt
Auch zur internen Nachbereitung der Katastrophe hat die Zeugin heute nicht viel zu sagen. Sie habe wenige Tage nach der Katastrophe Gedächtnisprotokolle von Lopavant-Mitarbeitern abgetippt. Außerdem erinnert sie sich, “dass wir bestimmt über eine Woche jeden Abend da gesessen und Kameras geguckt haben.”
Nach wie vor scheint es schwierig, die genauen Strukturen und Kommunikationsströme bei Lopavent zu durchblicken. Anders als bei Zeugen aus Reihen der Stadt Duisburg oder der Polizei gibt es bei der Veranstalterfirma nur wenige Schriftstücke, mit denen man die Zeugen auf verbindliche Aussagen festnageln könnte. Insofern ist dieser Tag für mich als Beobachter unbefriedigend. Er hat keinerlei neue Erkenntnisse gebracht.
Morgen früh geht es im Loveparade-Prozess weiter. Dann ist der – vorläufig – letzte Nebenkläger als Zeuge geladen.