“Unser Auftrag war die Floatsteuerung.” Nicht mehr – Nicht weniger. So lässt sich die Aussage des Zugpiloten heute zusammenfassen und bietet aus meiner Sicht keine weiteren gerichtsrelevanten Informationen. Der heute 43-jährige Geschäftsleiter einer Berliner Eventagentur teilte sich 2010 mit der gestrigen Zeugin die Aufgabe, die Musikwagen (Floats genannt) zu steuern.
Die zwei Zugpiloten und ihr Vorgesetzter befanden sich am Veranstaltungstag in einem Büro des Hochhauses am Hauptbahnhof. Sie waren mit Funkgeräten und Kameras ausgestattet. Auf einer Magnettafel bewegten sie die Floats entlang der aufgemalten Karte des Veranstaltungsgeländes. So versuchten sie den Überblick zu behalten. Auf dem selben Flur, nur eine Tür weiter, war die Sicherheitszentrale. Auf Nachfrage erzählt der Zeuge, dass er von dem Unglück aber erst um 18 Uhr erfahren habe – aus dem Fernsehen.
Lautsprecherdurchsagen
Der Zeuge bestätigt die Aussage seiner Kollegin und erklärt, dass es keinen Versuch aus der Sicherheitszentrale gegeben habe über die Lautsprecheranlagen der Musikwagen auf die Besuchermassen einzuwirken. Er selbst habe auch nicht initiativ eingegriffen. Der 43-jährige hatte zwar Zugang zu Überwachungsbildern des Rampenbereichs, es habe aber keine Absprachen darüber gegeben in irgendeiner Form einzugreifen. Der Richter will wissen, ob man nicht einen Wagen vor die Rampe hätte stellen können, um Durchsagen zu machen. Der Zeuge beruft sich darauf, dass sich sein Aufgabenbereich nicht auf Sicherheitsfragen bezogen habe. Dafür habe es andere Leute gegeben.
Räumung der Kurve
Allerdings soll der Besucherstrom um 15:45 so stark gewesen sein, dass man die Floats vom Rampenbereich weggeleitet habe. Denn die Wagen mussten an dieser Stelle eine Kurve fahren. Bereits aus früheren Loveparades sei bekannt gewesen, dass es bei Kurven zu Schwierigkeiten kommen könne, sagt der Zeuge.
Wie kommt man trotz dieser Expertise auf die Idee, die Floats im einzigen Zu- und Abgangsbereich des Veranstaltungsgeländes eine Kurve fahren zu lassen, frage ich mich. Sie ahnen – wir bekommen keine Antwort auf diese Frage. Nachdem der vorsitzende Richter, die Staatsanwaltschaft, die Nebenkläger, die Verteidiger und der Sachverständige ihre Fragen gestellt haben, geht der Verhandlungstag zu Ende. In zwei Wochen wird der Prozess fortgesetzt.