Bei der Loveparade 2010 in Duisburg war der heutige Zeuge zuständig für die technische Vorbereitung der Floats. Floats sind die großen Techno-Wagen, auf denen DJs und Promis über das Paraden-Gelände fuhren. Bereits seit 2006 war der Zeuge für Loveparade-Macher Rainer Schaller im Einsatz.
Nach dem Start der Veranstaltung “zog ich mich raus”, berichtet der 45-jährige Diplom-Ingenieur. Die Steuerung der Floats hätten andere verantwortet. Seine technische Vorarbeit sei erledigt gewesen. Er habe sich auf Überwachungskameras das weitere Geschehen angeguckt.
Mehrfach betont er, mit dem Veranstaltungsgelände und dem Zugangssystem über Tunnel und Rampe habe er nichts zu tun gehabt.
“Das läuft hier nicht”
Der Zeuge hat keinen guten Tag. Er ist erkältet, muss sich öfter mal aushusten und die Nase putzen. Seine Antworten auf die Fragen des Vorsitzenden Richter Mario Plein kommen teils etwas patzig rüber. Auf die Frage, wer denn alles so zum Freundeskreis von Ex-Loveparade-Mitarbeitern gehöre, sagt der 45-Jährige genervt: “Keine Aussage dazu.” Plein belehrt ihn: “Das läuft hier nicht.”
Schließlich nennt der Zeuge doch ein paar Namen. Bei den Zeugen-Aussagen der alten Loveparade-Crew in den letzten Monaten wird immer deutlicher, wie viele der langjährigen Kollegen bis heute vernetzt und befreundet sind – unter anderem mit mindestens einem der Angeklagten. Und es kommt dann nicht ganz überraschend: Alte Freunde belasten sich nicht vor Gericht.
Stattdessen wieder mal viele Erinnerungslücken, auch bei diesem Zeugen. Viele Aussagen bleiben auffällig vage, nebulös, ausweichend.
“Schadensfall” Loveparade
Zur Vorbereitung auf den Prozesstag habe er nur den Wikipedia-Artikel über die Loveparade 2010 gelesen, sagt er. Dort kann man ausführlich über den Hergang der Massenpanik mit 21 Toten lesen. Der Zeuge nennt das Unglück in einem Nebensatz kühl “Schadensfall”.
Als der 45-Jährige dann aber plötzlich eigene Theorien zur Loveparade-Katastrophe zum besten gibt, die er sich offenbar nach dem Unglück zurechtgelegt hat, unterbricht ihn der Richter. Solche “Weisheiten” könne der Zeuge für sich behalten, sagt Plein schroff. Denn Zeugen sollen vor Gericht nur berichten, was sie selbst erlebt haben.
Es bleibt ein weiterer unergiebiger Zeugen-Auftritt in einem Prozess, dem mit der im Juli 2020 anstehenden Verjährung die Zeit wegrennt.