Von Benjamin Sartory am 18.9.2019
Fünf Minuten. So lange etwa dauert der freie Vortrag des heutigen Zeugen Jürgen Dressler. Ausgerechnet der frühere Baudezernent der Stadt Duisburg, der noch bis Februar selbst angeklagt war, weiß also weniger zu berichten als vielen andere Zeugen. Mauert er?
Ich habe schnell den Eindruck, dass es Dressler um etwas anderes geht. Seine kurzen Ausführungen sollen zeigen, wie wenig er mit der Planung der Loveparade zu tun hatte. Warum wurde gegen mich ermittelt? Warum wurde ich angeklagt? Warum sitze ich jetzt hier als Zeuge? Diese Fragen sind der Subtext seiner Aussage.
„Dieses ist nicht richtig!“
Auf Nachfrage des Richters wird Dressler dann auskunftsfreudiger. Die Geschichte, die er erzählt, geht so:
Die Duisburger Baubehörden kamen bei der Loveparade nur ins Spiel, weil das Gelände eingezäunt werden sollte. Sie verlangten vom Veranstalter deshalb einen Bauantrag. Den dann folgenden Prozess hat der Ex-Baudezernent nach eigener Aussage aber nur am Rande beobachtet.
Denn die Stadtspitze habe nicht ihn, sondern einen anderen Dezernenten beauftragt, die Planung der Loveparade zu lenken. Dressler lässt ihn seiner Vernehmung durchblicken, dass es ihn wundert, dass dieser andere Dezernent nicht angeklagt wurde. Zwischenzeitlich wird der Zeuge polternd. „Dieses ist nicht richtig“, fährt er den Richter beinahe an, als es wieder um vermeintliche Zuständigkeiten geht.
Eng gefasste Zuständigkeiten
Abseits davon zeigt sich der Ex-Baudezernent heute überzeugt davon, dass die von seinen Mitarbeitern ausgestellte Genehmigung rechtmäßig war. Sie habe sich aber halt nur auf die Nutzung des alten Bahngeländes bezogen. Soll heißen: Die Zuwege, die dann mit zum Problem wurden, lagen nicht mehr in der Verantwortung des Amtes.
Die Argumentation Dresslers ist nicht neu und vermutlich hat er Recht. Über neun Jahre nach dem Duisburger Loveparade-Unglück interessiert mich daran aber nur noch eins: Wie kann man verhindern, dass so etwas noch einmal passiert? Was kann man den Behörden an die Hand geben, damit sie sich mit ihren eng gefassten Zuständigkeiten nicht selbst im Weg stehen?