Tag 164: Ein überraschter Feuerwehrmann

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Tag 164: Ein überraschter Feuerwehrmann

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Vorab erklärt der Richter, dass dies ein kurzer Verhandlungstag sein wird. Um 14 Uhr soll Schluss sein – er habe am Nachmittag in Duisburg noch einen wichtigen Termin.
Es stellt sich heraus, dass wir heute auch nicht länger bräuchten. Der Zeuge ist ein ehemaliger Feuerwehrmann. Der 62-jährige ist seit fünf Jahren in Rente; er ist arbeitsunfähig. Bei der Loveparade war er Leiter des Sanitäts- und Rettungsdienstes und stand an dem Tag eher am Rande des Geschehens, denn er saß in der Hauptfeuerwache und sollte koordinieren. Nach den ersten Meldungen von Toten und Verletzten übernahm ein anderer Stab das eigentliche Veranstaltungsgelände. Der Zeuge kümmerte sich dann um die Bereiche rund um den ehemaligen Güterbahnhof.

Vollkommen überrascht

Als er erfahren habe, dass er den Rettungsdienst für den 24. Juli 2010 vorbereiten und am Tag selbst auch koordinieren sollte, habe er das zunächst nicht so recht glauben können: “Ich war vollkommen überrascht, dass ich das machen sollte, weil ich dachte, der Leiter sollte im Sanitätsdienst etwas besser zu Hause sein als ich.” Eigentlich wäre ein Kollege dafür geeigneter gewesen, denn er selbst komme aus dem Brandschutz. Aber er habe den Kollegen, die das entschieden hatten, wenig entgegen zu setzen gehabt.

Strikte Aufgabenverteilung

In der weiteren Planung habe er sich dann ausschließlich um seinen Bereich gekümmert – da seien so viele Details zu klären gewesen, dass er sich zum Beispiel mit dem Sicherheitskonzept gar nicht befasst habe. “Ohne eine ganz strikte Aufgabenverteilung wäre diese Veranstaltung gar nicht durchführbar gewesen.”

Druck von oben?

Ob es innerhalb der Feuerwehr und ihrem Planungsteam mal thematisiert worden sei, dass Druck von oben gemacht wurde, die Veranstaltung unbedingt durchzuführen, will ein Anwalt der Nebenklage wissen. “Zu diesem Druck hat sich nie jemand bekannt”, sagt der Zeuge. “Es wurde auch nicht gesagt ‘das ist ne Anweisung’, sondern ‘kümmer Dich um Deine Aufgaben’ – jeder wusste, worum es geht”.
Insgesamt haben das Gericht und die anderen Prozessbeteiligten nur wenige Fragen an den Mann – er wird noch vor 14 Uhr entlassen.

Über den Autor

Geboren 1969 in Bremen, Mensch- und Journalistenwerdung in Rheinland und Ruhrgebiet und seit 2008 für den WDR als Reporterin in Düsseldorf, Duisburg und Umgebung unterwegs. Das Unglück bei der Loveparade habe ich von Anfang an immer wieder journalistisch begleitet, vom Folgetag an viel Zeit im Tunnel verbracht, Eindrücke gesammelt, Menschen befragt, berichtet. Auch über die politischen Folgen, wie die Abwahl des Oberbürgermeisters Sauerland und das juristische Hickhack im Vorfeld dieses Prozesses.

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