Ein weiterer Feuerwehrmann im Zeugenstand. Der Elektrotechniker wirkt zunächst nervös auf mich. Seine freie Schilderung der Ereignisse ist aber eloquent und ziemlich kurz. Am 24. Juli 2010 war der Duisburger einer der beiden Leiter des Feuerwehr-Stabs, in der Vorbereitung zuständig für den Aufbau eines Kommunikationsnetzes und die Koordinierung der Pressearbeit. So besorgte er zum Beispiel beim Institut der Feuerwehr in Münster Funkgeräte. Bei vielen Vorbereitungsrunden der Arbeitsgemeinschaft Sicherheit sei er eher stiller Zuhörer gewesen. Ob in dem Kreis jemand Bedenken geäußert hätte, dass die Loveparade schief gehen könnte, will Richter Plein in seiner anschließenden Befragung wissen. Ab und an sei dem ein- oder anderen vielleicht rausgerutscht, das könne man so nicht machen, allerdings würde er das eher als Ausdruck kleinerer Frustrationen werten. “Aber dass jemand ernsthafte Zweifel hatte? Daran kann ich mich nicht erinnern.”
“Keine Stagnation im Tunnel”
Am Tag der Loveparade habe er vehement widersprochen, die Zugangs-Rampe zeitweise zu sperren, um umgekippte Zäune wieder aufzustellen. “Ich war total dagegen.” Es sei doch immer die Devise ausgegeben worden: Keine Stagnation im Tunnel. So wie der Zeuge es schildert, war diese Devise im Vorfeld die Beruhigungspille für alle Sicherheitsbedenken. Dass man diese Devise um den Halbsatz ‘und auch nicht auf der Rampe’ hätte ergänzen müssen, fiel damals offenbar niemandem auf. Denn sowohl im Tunnel als auch auf der Rampe gab es keine Notausgänge. Auf einer Strecke von rund 400 Metern konnten die Besucher nirgendwo hin ausweichen.
Kein Thema, über das man bei der Feuerwehr gerne spricht
Erwartungsgemäß erfahren wir heute nicht viel Neues. Auch, dass sich die Zeugen aus den Reihen der Feuerwehr im Vorfeld zum Austausch getroffen haben – inhaltlich wurde da angeblich nichts besprochen, nur, was auf einen Zeugen so zukomme – wussten wir schon. In dem Zusammenhang erklärt der 54-Jährige, das Thema Loveparade sei keines, über das man im Kollegenkreis gern spreche. Als Feuerwehrmann gehe man in einen Einsatz, um Schaden zu begrenzen, das sei in diesem Fall nicht gelungen. Ihm persönlich habe das einen „Seelenknacks“ beschert. Richter Plein wundert das augenscheinlich: Wenn es doch so unangenehm sei, über die Loveparade 2010 zu sprechen, warum sei der Zeuge dann Gast in der WDR-Talkshow Kölner Treff gewesen?
Er habe ein Buch über seine Einsätze geschrieben, sagt daraufhin der Zeuge – “und da war die Loveparade ein Kapitel”.
Seine Befragung wird morgen fortgesetzt.