Es ist der letzte Prozesstag in diesem Jahr und er beginnt mit der Vernehmung des gestrigen Zeugen. Richter Plein hat seine Befragung abgeschlossen, aber Staatsanwaltschaft, Nebenklage, Verteidigung und der Gutachter haben Nachfragen an den Feuerwehrmann. Zum Beispiel ob es im Arbeitskreis Sicherheit Bedenken gegeben habe, was die Zuführung auf das Gelände anging? Nein, die habe es nicht gegeben. Oder ob der Mann, der bei der Feuerwehr die Federführung hatte, von oben unter Druck gesetzt worden sei? Nein, der Kollege habe auf die Planung vertraut und sei sich sicher gewesen, dass die Veranstaltung gut laufen würde.
Zeugenwechsel
Nach anderthalb Stunden ist der 54-Jährige entlassen und der nächste Zeuge wird herein gerufen. Dieser ist Leiter der Niederlassung Essen einer großen Sicherheitsfirma im Ruhrgebiet und er hatte mit der Lopavent über den Einsatz von Ordnern bei der Loveparade verhandelt. Dabei sprachen keine Unbekannten miteinander, die Firma und das Orga-Team der Lopavent hatten schon bei anderen Veranstaltungen zusammengearbeitet, beispielsweise bei der Eröffnungsveranstaltung der Ruhr 2010 auf Zollverein.
“Wir machen keine Einlässe”
Mit dem eigentlichen Einsatz hatte der 48-Jährige gar nichts zu tun, das sollte die Niederlassung Duisburg übernehmen, wohl aber mit der Vertragsvereinbarung. Am 5. Juli 2010 habe es einen Ortstermin auf dem ehemaligen Güterbahnhof-Gelände und ein anschließendes Gespräch im Hauptquartier der Lopavent in Duisburg gegeben, berichtet der Zeuge. Dabei sei klar gewesen, dass seine Firma keinesfalls die Vereinzelungsanlagen an den Tunnel-Eingängen übernehmen werde. Für eine solche Aufgabe seien seine Leute grundsätzlich nicht ausgebildet, zudem habe er die Zugangsregelung – zwei Menschengruppen strömen aufeinander zu, um dann im 90-Grad-Winkel auf eine Rampe abzubiegen, die schmaler ist als der Tunnel – als zu gefährlich empfunden und dies auch zum Ausdruck gebracht.
Wir hatten alle ein anstrengendes Jahr
Es ist dieser Teil der Aussage, in den sich Nebenklage und Verteidigung verbeißen. Wer was zu welchem Zeitpunkt warum gesagt hat oder eben nicht, bekommt eine immense Bedeutung. Natürlich, denn sonst lässt die Formulierung jede Menge Raum für Interpretationen und Spekulationen. Zum Beispiel, dass die Angeklagten möglicherweise um die Gefahr wussten, die von dieser Zugangsregelung ausging und sie trotzdem so beließen. Das lässt sich aus der Zeugenaussage letztlich aber nicht ablesen. Nach knapp zwei Stunden ist auch dieser Zeuge entlassen und Richter Plein fragt: “Gibt es noch etwas in diesem Jahr?” Das ist nicht der Fall und so verabschiedet er uns in die Weihnachtspause: “Ruhen Sie sich ein bisschen aus, wir hatten alle ein anstrengendes Jahr.”