„Wenn ich Fehler hätte erkennen können, die auf Seiten der Stadt Duisburg passiert wären, hätte ich mich im Nachgang der Loveparade anders verhalten.“ Der Zeuge Adolf Sauerland spricht im Konjunktiv, denn auch am zweiten Tag der Anhörung bleibt er bei seiner Linie. Er sei damals wie heute felsenfest davon überzeugt, dass bei der Stadt Duisburg keine Fehler gemacht wurden. Fehler habe es offensichtlich gegeben, „aber die müssen woanders liegen.“
Wie schon gestern erlebt man als Zuschauer ein zähes Frage-Antwort-Spiel ohne großen Erkenntnisgewinn. Sauerland lässt viele Fragen unbeantwortet. Er sei nicht persönlich an der Genehmigung beteiligt gewesen, sagt er. Er habe auf die Kompetenz seiner Dezernenten vertraut. „Ich habe nicht in die Fachlichkeit hineinregiert,“ antwortet Sauerland dem Oberstaatsanwalt, der am Vormittag die Fragen stellt.
“Diese Frage beantworte ich nicht”
Anschließend sind die Nebenklägeranwälte an der Reihe. Informationen zum Genehmigungsverfahren werden auch sie Sauerland nicht entlocken können. Er nennt keine Namen von Mitarbeitern, kennt kaum Details zu internen Diskussionen, etwa über Sicherheitsbedenken im Vorfeld der Loveparade. Als sich die Anhörung im Kreis dreht, versuchen die Anwälte Sauerland auf der persönlichen Ebene zu packen.
„Haben sie etwas persönlicher Art, was ich meinem Mandanten ausrichten kann?“, fragt einer der Nebenklägeranwälte links im Saal. Sauerland antwortet: „Ich hoffe, dass sie die Stärke haben, alles persönlich zu verkraften. Und dass sie viele finden werden, die sie bei dem Weg in eine Halbwegs-Normalität unterstützen.“
Ob er sich persönlich verantwortlich fühle, will ein anderer Anwalt wissen: „Ich bin hier vor Gericht, um Sachzusammenhänge darzustellen und nichts anderes. Alles andere ist ihre Interpretation.“ Sauerland bleibt standhaft. „Fühlen sie sich als Mensch verantwortlich für die Katastrophe?“ – „Diese Frage beantworte ich nicht.“
“Es tut mir unheimlich leid”
Den Eltern eines spanischen Todesopfers sagt Sauerland auf Nachfrage: „Es tut mir unheimlich leid für die, die heute noch darunter leiden“. Sie sitzen ihm im Rücken. Er kann ihnen dabei nicht ins Gesicht schauen.
Warum er sich nie für das Unglück entschuldigt habe, will jemand wissen: „Ich stelle mir immer vor, dass einer der Toten eines meiner Kinder ist. Dafür will ich keine Entschuldigung, sondern dass jemand ermittelt, wer dafür verantwortlich ist.“
Deswegen sitzt er heute hier. Als Zeuge. Gegen 17 Uhr fallen auch den Strafverteidigern keine Fragen mehr ein. Vielleicht aber ergeben sich über Aussagen anderer Zeugen noch weitere Fragen an den ehemaligen Oberbürgermeister. Das Gericht behält sich vor, Sauerland noch einmal vorzuladen.