An diesem Prozesstag steht die Krisen-Kommunikation zwischen den Behörden am Tag der Duisburger Loveparade-Katastrophe auf der Tagesordnung. Der Vorsitzende Richter Mario Plein verliest im Wechsel mit seinen Richter-Kolleginnen die Wort-Protokolle der Telefonkonferenzen vom 24. Juli 2010. Zugeschaltet waren damals Verantwortliche von Feuerwehr, Polizei, Stadt Duisburg und Veranstalter Lopavent.
Im Gerichtssaal sind die von den Behörden aufgezeichneten Telefonkonferenzen anschließend auch als Audio-File zu hören. Über die Lautsprecher im Saal erklingen in chronologischer Reihenfolge Tondokumente eines Chaos-Nachmittags.
Die Telefonkonferenzen:
14.47 Uhr
Bei der ersten vorgeführten Telefonkonferenz ist die Stimmung entspannt, fast etwas albern. “Alles wird gut. Alles im grünen Bereich”, heißt es im Dialog der zugeschalteten Polizei- und Feuerwehr-Mitarbeiter. Doch auch von starkem Zulauf zum Partygelände ist schon die Rede. Darum wird vereinbart, die Massen auf ihrem Fußweg vom Hauptbahnhof zum Loveparade-Areal von der vollen West- auf die Ostroute umzuleiten.
16.40 Uhr
Die Stimmung der Zugeschalteten ist nicht mehr so locker. Von “tumultartigen Szenen” an der Zugangsrampe ist die Rede. “Beängstigend” sei das, sagt eine Stimme. Man hört nervöses, schweres Atmen.
16.52 Uhr
Jetzt sind die Behördenvertreter offenbar über die Massenpanik im Bilde. “Die Leute fallen uns da glaub ich reihenweise um”, sagt ein Beamter.
17.09 Uhr
Die Stimmen in der Telefonkonferenz klingen jetzt hell, nervös. Manchmal sind nur Satzbrocken zu hören. Missverständnisse, Nachfragen, Unkenntnis bestimmen die Wortwechsel. “Haben wir Tote?”, lautet eine Frage in die Runde. Es gibt erste Meldungen von ein oder zwei Todesopfern.
17.27 Uhr
Die nächste Telefonkonferenz. Hektisch versuchen die Zugeschalteten, möglichst schnell den Bereich von Tunnel und Rampe frei zu kriegen. Da meldet die Feuerwehr: “15 bis 20 Tote”. Eine Stimme antwortet: “Was?”
Ende der Vorführung. Verteidiger bewerten die Audio-Mitschnitte als “bestürzend” und “skandalös”. Die Polizei habe die Besuchermassen entgegen vorheriger Absprachen falsch geleitet. Von einem “totalen Kommunikationsdesaster” ist die Rede. In der Tat wirken die Behördenvertreter oft unkoordiniert und schlecht informiert.
Die Telefonkonferenzen dürften weiter Thema sein im Prozessverlauf – zumal umstrittenerweise kein Polizist im Loveparade-Verfahren angeklagt worden war, sondern lediglich Mitarbeiter der Stadt Duisburg und der Veranstalterfirma. Am 3. Juli steht der nächste Verhandlungstermin an.