Es ist schon irritierend, dass ich über die Bedeutung von Ordnung mehr in der Mittagspause erfahre, als durch die Zeugenaussage der Vertreterin des Duisburger Ordnungsamtes. Es ist der zweite Tag ihrer Befragung. Der beginnt genauso zäh, wie der erste geendet ist.
Ordnung muss sein
In der Mittagspause setze ich mich auf die Wiese vor dem Messegebäude, in dem die Verhandlung stattfindet. Kurz darauf steht ein Mann in einer gelben Neonweste vor mir. “Setzen Sie sich auf eine der Bänke. Die Messe möchte nicht, dass jemand auf der Wiese sitzt!“ Mehr sagt er nicht. Mehr ist auch nicht nötig, damit ich seiner Anweisung folge.
Dann gehe ich wieder in den Gerichtssaal, setze mich brav auf den Platz, der für die Presse vorgesehen ist. Die Befragung der Frau, die für das Ordnungsamt der Stadt Duisburg als Koordinatorin für die Loveparade Arbeitsgruppen tätig gewesen ist, wird fortgesetzt. Heute stellen die Verteidiger die Fragen.
Ich frage mich währenddessen, wie es sein kann, dass hier in Deutschland, wo Ordnungskräfte selbst darauf achten, dass ich mich nicht auf eine Wiese setze, eine Veranstaltung wie die Loveparade so aus dem Ruder laufen kann. Schließlich sind doch auch die Opfer der Loveparade Katastrophe am 24.7.2010 nur dahingelaufen, wo sie hinlaufen sollten, denke ich.
Ich habe Zeit, mir diese Gedanken zu machen, denn die Aussage der Zeugin klingt auch heute wie ein Mantra: “Das weiß ich nicht mehr. Das weiß ich nicht mehr. Das weiß ich nicht mehr. Das weiß ich nicht mehr. Das weiß ich nicht mehr. Das weiß ich nicht mehr. …“
An einigen Stellen kommt die Zeugin dann doch noch in eine Art Erzählfluss. Sie beschreibt zum Beispiel, wie die Arbeitsgruppen Dokumente über eine gemeinsame Plattform ausgetauscht haben. Wer aber im Einzelnen, welche Dokumente eingestellt, verändert oder gar gelöscht hat, weiß sie nicht mehr.
Die Zuständigkeiten
In einer Sache ist die Zeugin sich aber ganz sicher:
Auf die Frage: “Gehörte der Tunnel zum Veranstaltungsgelände“ antwortet sie klar und deutlich mit “Ja“.
Folglich sei nicht ihre Behörde, das Ordnungsamt, sondern der Veranstalter für den Tunnel zuständig gewesen. Ein strittiger Punkt in dieser Verhandlung, der uns sicherlich auch morgen wieder beschäftigen wird. Denn dann ist ein weiterer Mitarbeiter des Ordnungsamtes geladen.