Der Tag beginnt mit der Befragung des Stabsleiters der Polizei durch die Staatsanwaltschaft. Diese möchte genau wissen, wer im Führungsstab der Polizei gewesen ist, welche Aufgaben und Informationen die Beamten hatten. In seiner nüchternen Art referiert der Zeuge, woran er sich erinnern kann, wie er sagt. Unter Zuhilfenahme einer Zeichnung werden sämtliche Mitglieder des Führungsstabs aufgezählt. Sie sollen dicht gedrängt um einen Tisch gesessen haben, wie man später auch auf einem Foto erkennt.
Wo war die Führung?
Die Arbeit des Führungsstabs soll durch den damaligen Innenminister Ralf Jäger in Augenschein genommen worden sein. Der Zeuge erklärt, dass der hohe Besuch, der zu einem Zeitpunkt stattfand, als die Situation im Tunnel schon kritisch gewesen sein muss, die Arbeit nicht behindert hätte. Auf die Frage: “War man in der Zeit führungslos?“ antwortet er verneinend. Man habe sich mit dem Minister im Führungsraum befunden und ihm die Lage vorgestellt. Aus den Aussagen eines anderen Beamten wird aber zitiert, dass der Stabsleiter und der Polizeiführer nicht ansprechbar gewesen seien und es im Führungsstab zugegangen sei “wie am Bahnhof“. Der Zeuge erklärt, dass alle anwesenden Polizisten in regem telefonischen Kontakt mit den Beamten gestanden hätten, die draußen im Einsatz waren und es deshalb sehr “geschäftig“ zugegangen sei.
Der Informationsstau
Im Führungsstab der Polizei saßen Verbindungsleute vom Ordnungsamt, der Feuerwehr und der Bundespolizei, aber keine vom Veranstalter. Man habe sich darauf verlassen, dass man mit den Verbindungsbeamten, die mit den Mitarbeitern des Veranstalters auf der Veranstaltung selbst kooperierten, gut aufgestellt war, sagt der Zeuge.
Dann gab es ja auch noch die Telefonkonferenzen. Diese belegen aber aus meiner Sicht leider nur die Ahnungslosigkeit des Führungsstabs. Dieser erfuhr erst um 17 Uhr, nachdem Menschen gestorben waren, dass Polizeiketten im Tunnel eingezogen wurden – diese Info kam von der Feuerwehr und nicht von den eigenen Leuten.
Der ungünstige Schichtwechsel
Bei einer anderen Frage, die immer wieder aufgegriffen wird, geht es um den Schichtwechsel der Hundertschaft, die im Rampenbereich eingesetzt war. Aufgrund von Ruhe- und Einsatzzeiten, die eingehalten werden mussten, begann der Wechsel der Beamten um 15 Uhr. Zum einen führte das dazu, dass Fahrzeuge durch den Tunnel fuhren, was so nicht geplant war. Und zum anderen begannen in dieser kritischen Phase, in der viele Besucher erwartet wurden, Beamte ihren Dienst, die sich möglicherweise noch keinen Überblick über die Lage verschaffen konnten. Der Zeuge versichert, dass man in der Planung dennoch glaubte, gut aufgestellt zu sein.
Heute hat die Staatsanwaltschaft und die Nebenklage ihre Befragung abgeschlossen. Am Montag soll sie durch die Verteidigung fortgesetzt werden.