Kein Zeuge ist wie der andere. An den Vortagen hatte sich ein Duisburger Polizist, der seit 40 Jahren im Dienst ist, eher wortkarg, verschlossen und mit großen Erinnerungslücken präsentiert. “Lakonisch” sei die Aussage des Beamten gewesen, scherzte ein Verteidiger.
Heute sitzt eine andere Generation Polizist im Zeugenstand – mit einem anderen Style. Der immer noch fast jungenhafte Polizeibeamte war am Einsatztag der Duisburger Loveparade-Katastrophe noch keine 30 Jahre alt. Der heute 38-jährige tritt im Gerichtssaal im schicken Anzug auf. Er wirkt frisch frisiert, kommunikativ, aufgeschlossen – fast als hätte er mindestens zwei Rhetorik-Seminare besucht.
Am Unglückstag war der damalige Anfänger im Polizei-Führungsstab für den telefonischen Kontakt zur Kräftesammelstelle der Einsatz-Hunderschaften am Duisburger Stadion zuständig. Schnell wird bei der Zeugenaussage deutlich: Auch dieser ziemlich junge Mann hat vieles im Zusammenhang mit der Loveparade nach eigenen Angaben schlichtweg vergessen.
Längliche Ausführungen – und wenn’s spannend wird Erinnerungslücken
Zu wichtigen Vorbereitungssitzungen, an denen er 2010 teilgenommen hat, kann der Polizist fast nichts oder gar nichts sagen. Der Zeuge beschreibt extrem ausführlich und mit Liebe zum bürokratischen Detail, wie interne Polizeimeldungen und Dienstpläne geschrieben wurden – aber beim Thema Loveparade streikt sein Gedächtnis dann regelmäßig.
Erinnern kann sich der Zeuge, wie am späten Nachmittag des 24. Juli 2010 die erste Meldung über zwei Todesopfer im Polizei-Führungsstab eintraf. “Völlig überrascht” sei man gewesen, berichtet er. Zunächst habe er gedacht, es handele sich bei den Opfern um Betrunkene oder Ohnmächtige. Doch wenig später stieg die Zahl der Todesopfer auf 15.
Am Ende waren 21 Menschen tot. Hunderte wurden bei der Massenpanik auf der Techno-Parade verletzt.
Der Zeuge wird in der kommenden Woche weiter befragt.