Er war am Unglückstag 24 Jahre alt. Mit Blick auf sein Alter hätte er also gut selbst als Besucher durchgehen können. Im Zeugenstand sitzt der Kölner Veranstaltungskaufmann heute aber, weil er bei der Loveparade das Security-Team an den östlichen Eingangsschleusen geleitet hat.
Dokumente aus der Planungsphase bleiben uns heute erspart. Erst zwei Wochen vor der Veranstaltung habe ihn der Crowdmanager für den Job angefragt, sagt der Zeuge. Zwar habe er das Gefühl gehabt, „dass das nicht wirklich durchdacht war, zu dem Zeitpunkt.“ Er sei aber davon ausgegangen, dass man da bis zur Veranstaltung nachbessern werde und nahm den Auftrag an.
Ins kalte Wasser geworfen
Kurz vor der Veranstaltung habe er – wie alle Security-Mitarbeiter – ein Briefingpapier zur Veranstaltung bekommen, aber: „Ich fühlte mich nicht ausreichend informiert.“ Außerdem habe er noch am Morgen des Unglückstages moniert, dass ein abgetrennter Rettungsweg im Tunnel fehle. „So war es an vielen Stellen, dass Dinge nicht so umgesetzt wurden, wie sie zugesagt waren.“
Crowdmanager ordnet Vollsperrung an
Als der Crowdmanager mit zunehmendem Besucherandrang anordnete, die Zugangsschleusen im Osten und Westen komplett zu schließen, „weil sich die Menschen auf der Rampe nicht bewegten“, forderte er erstmals die Polizei an. Er habe sich Unterstützung erhofft, bei der Umsetzung der Vollsperrung. Die Polizei sei mit fünf Beamten in einem Bulli gekommen. Zu wenig, betont der Zeuge.
Teamleiter lässt Eingangsschleusen öffnen
Nach etwa 40 Minuten habe er selbst entschieden, die Schleusen wieder zu öffnen, sagt der Zeuge, „weil ich wirklich Sorgen hatte, dass Menschen ums Leben kommen, vor den Vereinzelungsanlagen.“ Er erklärt: Der Funkkontakt zum Crowdmanager am Fuß der Rampe lag inzwischen brach. Menschen drückten auf Absperrzäune und drohten, in Berge von zersplitterten Glasflaschen zu fallen. Der Zeuge beschreibt ein Chaos, das schon weit vor dem Eingang begann.
So entschied er, die Schleusen in kurzen Intervallen zu öffnen. Die „einzige Möglichkeit, den Druck herauszunehmen,“ zumal, so seine Erinnerung, hinter den Vereinzelungsanlagen noch Platz war. Interessant: Die Aufnahmen einer Überwachungskamera zeigen, dass die Vereinzelungsanlagen streckenweise auch bei weniger starkem Besucherandrang geöffnet blieben. Die Situation im Tunnel habe er nicht abschätzen können, sagt der Zeuge. Er hatte keinen Ansprechpartner mehr.
Erkenntnis des Tages: Funkprobleme gab es nicht nur bei der Polizei.