Tag elf: Die ersten Zeugen aus dem Ausland

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Tag elf: Die ersten Zeugen aus dem Ausland

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Der erste ausländische Zeuge im Loveparade-Prozess ist ein 28-Jähriger Niederländer. Neben ihm sitzt eine Dolmetscherin im Gerichtssaal, die jeden seiner kurzen Sätze sofort ins Deutsche übersetzt. „Wir hatten richtig Lust auf die Loveparade“, sagt er. Mit seinem Freund Jan-Willem sei er von Zwolle nach Duisburg gefahren. Während er schon unterwegs ein Bier getrunken habe, sei Jan-Willem noch bei Cola geblieben.

In der Nähe des Veranstaltungsgeländes hätten sie erstmal in ein Hotel eingecheckt. Auf Bitten des Richters erklärt der Zeuge anhand einer Skizze, welchen Weg sie zur Loveparade gelaufen sind und wo sie vor Absperrungen warten mussten.

Menschen aus Panik gebissen

In der panischen Menschenmenge sei er zu Boden gefallen, sagt der Zeuge. Er habe minutenlang nichts anderes gesehen als Hände und Beine. Er habe Menschen gebissen, um ihre Hände von seinem Hals fernzuhalten. Irgendwann habe er seinen Freund Jan-Willem neben sich liegen sehen: „Er war völlig blau und die Augen kamen nach vorne.“ Einen Puls habe er nicht mehr gefühlt.

Als der Zeuge später schildert, wie er Jan-Willems Mutter am Telefon die Todesnachricht übermittelt, bricht selbst die Dolmetscherin in Tränen aus. Ob sein Freund am Tag der Veranstaltung Drogen genommen hätte, will der Vorsitzende Richter wissen. „Nicht, dass ich wüsste“, sagt der Zeuge. Eine kleine Menge Amphetamine räumt er erst ein, als der Richter auf das Obduktionsergebnis des Verstorbenen hinweist.

Dolmetscherin übersetzt falsch

Die anschließende Vernehmung einer australischen Zeugin wird schnell unterbrochen. Verteidiger, Nebenkläger und Richter beklagen sich über „sinnentstellende Übersetzungen“ der Dolmetscherin. Das Gericht muss schnell einen neuen Dolmetscher organisieren.

Um kurz nach 16 Uhr wird die Vernehmung mit einem neuen Dolmetscher fortgesetzt. Die Zeugin erzählt von vergeblichen Versuchen ihrer Partytruppe, sich an den Händen zu halten. Sie schildert wie der Druck immer stärker und die Menschen panisch wurden.

Sie habe es schließlich auf die rettende Treppe geschafft. Ihre Schwester und Freunde seien später gefolgt. Nur eine Freundin habe gefehlt. Ob sie tot war, wusste die Gruppe auch dann noch nicht sicher, als sie wieder im Taxi zurück nach Köln saß. Die Unglücksstelle ohne ihre Freundin zu verlassen, sei die schlimmste Erfahrung gewesen.

Die Vernehmung dauert bis in den Abend. Auch der zweite Dolmetscher scheint Konzentrationsschwierigkeiten zu bekommen. Morgen geht es weiter.

Über den Autor

Geboren 1985 in Rees am Niederrhein. Studium in Bochum (Germanistik und Geschichte). Seit 2012 als Journalist in Duisburg. Onliner bei der WDR Lokalzeit aus Duisburg sowie Radiomacher (u.a. WDR5 und Deutschlandfunk Nova).

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