Verkehrsminister im Stau

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Verkehrsminister im Stau

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Verkehrsminister kommen und gehen – der Stau bleibt: Ihr steht nicht im Stau – Ihr seid der Stau. Das gilt für Verkehrsminister genauso wie für Normal-Pendler. Der Unterschied ist: Verkehrsminister versprechen nach fast jeder Landtagswahl vollmundig: Wir werden ihn auflösen, den Stau. Aber trotzdem stehen wir weiter drin.

Bodos große Geste

1998 präsentierte mir SPD-Verkehrsminister Bodo Hombach mit großer Geste erstmals das Versprechen: Mit dem Stau sei jetzt Schluss. Nachtbaustellen, 24-Stunden Bauarbeiten usw. Ich hoffte erwartungsvoll – und stand weiter im Stau.

Zeppelin à la Möllemann

2000 erklärte die FDP: NRW braucht mehr Tempo. Spitzenkandidat Jürgen Möllemann versprach den Kölner Autobahnring rasant auszubauen. Der Ruhrschnellweg sollte als Tunnelsystem das Ruhrgebiet schnell und flüssig verbinden. Und sogenannte Cargo-Lifter würden den Lkw-Frachtverkehr per Zeppelin von der Straße holen. Von den luftigen Versprechungen blieb nur – der Stau.

Laschets Wittkes Sechs-Tage-Baustelle

Nach 2005 erfand der neue CDU-Verkehrsminister Oliver Wittke eine völlig neue “Offensive gegen den Stau”. Beschleuniger sollten eine 6-Tage-Woche auf den Baustellen sein, im Sommer die Arbeit von Sonnenauf- bis Untergang, außerdem ein finanzielles Anreizsystem für die Baufirmen. Wenig später musste Wittke den Verkehrsminister-Job an den Nagel hängen – wegen Raserei im Straßenverkehr. Der Verkehrsminister trat zurück, was blieb: der Stau.

Da stehe ich jetzt seit 20 Jahren, als Berufspendler. Stauauflösende Verkehrsminister habe ich viele erlebt. Dazu immer wieder neu aufgegossene haltlose Versprechungen aus Koalitionsverhandlungen. Dass ich der Stau bin, habe ich begriffen – aber nicht die Handlungsunfähigkeit der Politik.

Über den Autor

Nicolas Vordonarakis ist seit Anfang 2022 Redakteur und Reporter in der Landespolitik. Er hat Kommunikations- und Medienwissenschaften und Anglistik in Düsseldorf studiert. Nach dem Studium ging es 2019 ins Programmvolontariat des WDR mit Stationen im ARD Studio Brüssel, dem WDR Newsroom und der Landespolitik. Seit 2015 arbeitete er parallel zum Studium für das WDR Fernsehen und den Hörfunk, unter anderem als freier Autor und Live-Reporter und entwickelte hier bereits neue crossmediale Formate mit.

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