Im Loveparade-Prozess geht die Serie der Zeugen aus dem Mitarbeiterstab des Veranstalters weiter.
Die heute 39-jährige Frau aus Essen war 2010 die Ansprechpartnerin für Anwohner an der Strecke zum Techno-Gelände in Duisburg. Diese Aufgabe habe sie schon bei den Paraden 2007 und 2008 in Essen und Dortmund übernommen, sagt die Kulturmanagerin und Dramaturgin.
Bis heute ist sie privat eng verbandelt mit alten Loveparade-Kollegen. Ihr Mann – er saß bereits im Zeugenstand – war bei der Veranstaltung vor neun Jahren ebenfalls im Team von Loveparade-Macher Rainer Schaller. Sie arbeitet in einem Café, das einer der Angeklagten in Essen betreibt. Sie gibt sogar an, das “Gesicht” des Cafés zu sein. Der Inhaber wolle nicht in die Öffentlichkeit – das sei schon vor der Loveparade-Katastrophe so gewesen.
Erinnerungslücken und Tränen
Zudem ist dieser Angeklagte der Patenonkel eines ihrer Kinder. Ein weiterer Angeklagter, der in der Nähe von Berlin wohnt, übernachtet an den Prozesstagen sogar bei ihr in Essen – also regelmäßig seit Ende 2017. Auch zu dem Ex-Angeklagten von Lopavent, gegen den das Verfahren wegen geringer Schuld eingestellt worden war, pflege sie seit vielen Jahren eine “Freundschaft”, erzählt die Frau.
Eine schrecklich nette Familie, also diese alte Loveparade-Clique, könnte man meinen. Man kennt sich teils auch von anderen Veranstaltungen des Kulturhauptstadtjahres Ruhr.2010. Auffällig auch an diesem Verhandlungstag: Während die Angeklagten seit Prozessbeginn von ihrem Recht Gebrauch machen, vor Gericht zu schweigen, sagen viele Zeugen der Veranstalter-Firma auf ihre Weise auch wenig bis nichts: Keine Erinnerung, kaum noch Details – so heißt es etwa bei der Zeugenaussage der 39-Jährigen mehr als einmal. Manchmal lächelt sie verlegen, wenn sie erfolglos im Gedächtnis kramt.
Auch als Richter Mario Plein sie ermahnt (“Sie müssen. Sie müssen sich bemühen, sich zu erinnern”), kommt fast nichts zu wichtigen Themen des Prozesses wie: Wer plante den Zugang zum Gelände via Tunnel und Rampe, wo es am 24. Juli 2010 zur Massenpanik kam?
Als es bei der teils quälend zähen Befragung um den Tag des Unglücks geht, kommen der Zeugin die Tränen. Erstaunlich, dass es später nur so aus ihrer heraussprudelt, als ein Nebenklage-Anwalt sie zu anderen Projekten befragt. Da weiß sie auf einmal viele Details.
“Schräg”
Die Zeugin berichtet noch von einem “schrägen” Vorfall im April 2011. Einer der späteren Angeklagten habe damals einen Laptop samt Festplatte bei ihr zu Hause vorbeigebracht – damit ein Freund eine Sicherheitskopie erstellt. Als sie mit ihrem Mann für eine Stunde weggefahren sei, hätten Unbekannte die Wohnungstür aufgebrochen und Laptop und Festplatte entwendet. Sonst sei bei dem Einbruch nichts gestohlen worden in der Wohnung, so die Zeugin. Der Fall ist bis heute nicht aufgeklärt.