Schon vor Verhandlungsbeginn lässt sich absehen: Das wird ein kurzer Tag. Die Staatsanwaltschaft hat bereits gestern angekündigt, keine weiteren Fragen an den Zeugen zu haben. Die letzten Fragen an den Mann, der bei der Loveparade am Computer-Monitor Besucher zählen sollte, stellen Nebenkläger und Verteidiger.
Besucherzählung per Mausklick
Er habe während des Studiums lange in der Sicherheitsbranche gearbeitet, sagt der Zeuge auf Nachfrage. Speziell im Bereich Videoüberwachung sei er vor der Loveparade zwar noch nicht eingesetzt gewesen, habe sich aber ausreichend eingewiesen gefühlt.
Immer zur vollen Stunde habe er die Besucher in vier vordefinierten Bereichen gezählt – per Mausklick auf die einzelnen Menschen im Bild. Seine Ergebnisse habe er an den Produktionsleiter geschickt, der sie an das Ordnungsamt weitergeleitet habe.
Bissige Nachfragen aus der Nebenklage
Die Nebenklägervertreter treten ungewohnt bissig auf. Sie scheinen sich gut auf den Zeugen vorbereitet zu haben, bohren immer wieder nach, weisen ihn auf Ungereimtheiten hin, verweisen auf seine „erhebliche Verantwortung für die Sicherheit des Geländes und der Besucher“. Hilfreiche Antworten liefert der Zeuge trotzdem nicht.
Eine Nebenkläger-Anwältin fragt eindringlich nach seinen Erinnerungen an die Zeit nach den ersten Todesmeldungen: „Es ist für mich sehr schwer nachvollziehbar, dass man überhaupt nicht mehr weiß, was in dieser Folgezeit passiert ist“. Das müsse sich in das Gedächtnis eingebrannt haben.
„Haben Sie versucht, irgendwelche Maßnahmen zu besprechen?“ Die Antwort des Zeugen: „Da kann ich mich leider nicht mehr dran erinnern.“ Dieser Satz fällt dutzendfach. Hier ist nichts zu holen.
