Der erste Zeuge an diesem Prozesstag ist der Mitarbeiter einer Sicherheitsfirma. Am Veranstaltungstag sei er ursprünglich für die Notausgänge im östlichen Veranstaltungsgelände eingeteilt worden. Er sei dann aber zu einem Einsatz zum Ein- und Ausgangsbereich oberhalb des Unglücksortes geschickt worden. Dort hat er sich um die Zäune an der Böschung gekümmert.
Improvisation
Der 34-jährige Duisburger ist hauptberuflich im Sicherheitsdienst. Am 24.7.2010 hat er die Rampe, den Unglücksort nicht betreten, sagt er. Es sei auch nicht vorgesehen gewesen, dass er seinen Posten an einem der Notausgänge verlässt. Doch um etwa 16 Uhr sei er mit dem Auftrag Zäune zu reparieren und Besucher aus gesperrten Bereichen hinauszubringen Richtung Rampe geschickt worden. Der Zeuge berichtet, dass es ein dichtes Gedränge gegeben habe. “Die Menschen standen Körper an Körper. Meine Kollegen schoben mich von hinten durch die Menge. Auf dem Weg haben sei er von einigen Kollegen getrennt worden, erklärt der Sicherheitsmann. Dann habe er improvisiert und andere Ordner vor Ort angewiesen kaputte Zäune abzubauen und wegzustellen. Es hätten sich Besucher im eigentlich gesperrten Böschungsbereich befunden. Die Zäune seien verbogen gewesen oder waren gänzlich umgefallen. Besucher hätten sich alternative Wege gesucht oder hätten sich auf die Zäune gesetzt und von dort den vorbeifahrenden Floats zugejubelt.
Chaotische Zustände unter den Ordnern
Der zweite Zeuge ist am 24.7.2010 ebenfalls als Ordner eingesetzt worden. Der 65-jährige Aachener ein pensionierter Beamter arbeitete 2010 gelegentlich für eine Aachener Sicherheitsfirma. Am Morgen des Veranstaltungstages sei er mit seinen Kollegen nach Duisburg gefahren. Vor Ort habe es keine richtige Einweisung gegeben. Nach einem “Herumirren” auf dem Gelände seien er und sieben andere Ordner zum Rampenkopf geführt worden. Sie hätten aber nicht gewusst, dass sie sich am einzigen Zugang zum Gelände befanden. Ihre Aufgabe sei es gewesen die Besucher davon abzuhalten auf die Fahrbahn der Floats zu treten und womöglich von den Wagen erfasst zu werden. Irgendwann seien aber viele seiner Kollegen verschwunden. Später hätten sie ihm erzählt, dass sie lieber mit den Floats mitgelaufen seien, weil das interessanter gewesen sein solle. Ihre Anwesenheit sei nicht kontrolliert worden. Sie seien auch keinmal für Pausen abgelöst worden. “Für mich persönlich war das ein heilloses Durcheinander.” sagt der 65-jährige Pensionär. Viele Menschen seien stehengeblieben. Der Zeuge sagt, dass seine Aufgabe darin bestand die Menschen von der Float-Fahrbahn fernzuhalten. Von seinem Standort aus habe er die Polizeikette auf der Rampe sehen können. Er befand sich folglich in dem Bereich, in dem planmäßig sogenannte “Pusher” die Besucher zum Weiterlaufen bewegen sollten. Das sollte den Stau im Eingangsbereich des Geländes verhindern. Dieses Konzept ist dem Zeugen fremd, sagt er. An solche Ordner könne er sich auch nicht erinnern.
Morgen sollen zwei weitere Security-Mitarbeiter aussagen.