Tag 113: Die Produktionsassistentin

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Tag 113: Die Produktionsassistentin

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Heute hat die Assistentin des Produktionsleiters der Firma Lopavent ausgesagt. Die Betriebswirtin habe ihre Tätigkeit für Lopavent 2006 als Praktikantin in Berlin begonnen. Danach sei sie vom Produktionsleiter immer wieder  für das Organisationsteam engagiert worden und sei für alle folgenden Loveparades als freie Mitarbeiterin tätig gewesen. Mit den Angeklagten habe sie eng zusammengearbeitet. Mit einem sei sie bis heute befreundet. Auch ihren Ehemann habe die junge Mutter bei der Loveparade kennengelernt.

Wenig Erinnerung

Als Produktionsassistentin sei die Zeugin für Hotelbuchungen, die Auftragsverwaltung, die VIP Betreuung, und das Ausweissystem auf dem Veranstaltungsgelände verantwortlich gewesen. Außerdem teilte sie sich  in der Hauptzentrale der Lopavent in Duisburg ein Büro mit dem vor Gericht stehenden Produktionsleiter. Sie habe immer wieder mal mitbekommen, dass es Diskussionen gegeben habe. An Inhalte könne sie sich heute nicht mehr erinnern. Wichtige E-Mails habe sie nur deshalb erhalten, damit sie diese abheften könne. Die Rechnungen seien zwar über ihren Tisch “gelaufen”, von Budgetkürzungen habe sie aber nichts mitbekommen.

Kein Erkenntnisgewinn

Die Zeugin wirkt nervös. Ihre Zwischenäußerungen und das verlegene Kichern wirken auf mich deplatziert. Sie erinnert mich an eine Mitarbeiterin der Stadt Duisburg, die wir im Juli 2018 gehört haben. Auch diese Zeugin konnte sich nicht an Inhalte erinnern, obwohl sie eng mit den Planern der Loveparade 2010 auf städtischer Seite zusammengearbeitet und sogar die Sitzungen protokolliert hatte.

Es mag sein, dass  manche Zeugen ihre Erinnerungen verdrängt haben, weil sie das Unglück persönlich hart getroffen hat und sie mit der Katastrophe nicht umgehen konnten. Das gab die Zeugin heute an. Als Prozessbloggerin ist der heutige Tag dennoch unbefriedigend. Ich weiß, man kann nicht alle Zeugen, deren Erinnerungslücken einem komisch vorkommen, gleich unglaubwürdig nennen. Dennoch wünschte ich mir, dass alle Zeugen die Aufklärung des Unglücks über ihre eigenen Bedürfnisse stellen könnten. Damit würden sie den angehörigen der Opfer und den Verletzten der Loveparade Katastrophe einen großen Dienst erwiesen.

 

 

 

Über den Autor

in Duisburg geboren. Nach einem Volontariat bei einem TV-Sender ging es weiter als freie Videojournalistin für verschiedene TV Sender und internationale Online-Plattformen. Seit 2016 im WDR Studio Duisburg zuhause.

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