Tag 161: “Da hört unser Denken dann auf”

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Tag 161: “Da hört unser Denken dann auf”

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Das Zitat in der Überschrift dieses Tagebucheintrags legt es schon nahe: Der Zeuge dieser Woche ist ein Mitarbeiter des Bauamts und ein ehemaliger Angeklagter. Es ist natürlich nur das halbe Zitat. In Gänze lautet es: “Das ist öffentliche Verkehrsfläche und da hört unser Denken dann auf.” Es ist die Antwort auf eine Frage des Richters, inwieweit das Bauamt bei den Planungen den Tunnel und andere Aspekte des Geländes im Blick gehabt habe, beispielsweise das Ordnerkonzept oder die Eingangssituation. Der Ingenieur antwortet mit demselben Mantra wie auch die vorherigen Zeugen aus dem Bauamt: ‘Der eigentliche Betrieb ist kein Thema für die Bauordnung. Wir kümmern uns nur um die baulichen Anlagen, der Rest ist Sache des Veranstalters. Deshalb sind diese ganzen betrieblichen Abläufe kein Thema für die Bauordnung.’

Der Tellerrand

Bei einem Treffen am 15. Juli 2010 bei der Lopavent hatten die Bauamtsmitarbeiter allerdings nach übereinstimmenden Zeugenaussagen offenbar trotzdem noch mal auf die Tunnelproblematik aufmerksam gemacht. Auch der 65-Jährige erklärt: “Da gab es hitzige Diskussionen,” ein Feuerwehrangehöriger “hat uns erklärt, das sei nicht unsere Baustelle.” Über den eigenen Tellerrand hinauszugucken wurde also offenbar nicht gerade geschätzt. Und wenn man sich damit nur Ärger einhandelt, lässt man es dann eben lieber bleiben.

Tiefer Schock

Der Zeuge macht auf mich nicht den Eindruck zu mauern. Er scheint ehrlich bemüht, die an ihn gestellten Fragen zu beantworten, ist nicht überheblich, eher resigniert. Und ganz zu Anfang seiner Aussage erklärt er: “Am 24.07. habe ich diese Veranstaltung am Fernsehen verfolgt […], das war für meine Familie und mich ein sehr einschneidendes Erlebnis […], das war ein tiefer Schock, ich hatte noch nie erlebt, dass bei Projekten, die ich betreut hatte, jemand zu Schaden kam.”

Über den Autor

Geboren 1969 in Bremen, Mensch- und Journalistenwerdung in Rheinland und Ruhrgebiet und seit 2008 für den WDR als Reporterin in Düsseldorf, Duisburg und Umgebung unterwegs. Das Unglück bei der Loveparade habe ich von Anfang an immer wieder journalistisch begleitet, vom Folgetag an viel Zeit im Tunnel verbracht, Eindrücke gesammelt, Menschen befragt, berichtet. Auch über die politischen Folgen, wie die Abwahl des Oberbürgermeisters Sauerland und das juristische Hickhack im Vorfeld dieses Prozesses.

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