Tag 54: Ein unspektakuläres Ende

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Tag 54: Ein unspektakuläres Ende

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Kurz und schmerzlos. So lässt sich die Befragung des Zeugen Wolfgang Rabe durch die Verteidigung zusammenfassen. Sie dauert nur etwa zwei Stunden und es melden sich lediglich eine Handvoll Anwälte zu Wort. Dennoch wirkt der ehemalige Ordnungsdezernent gereizt. Seine Stimme wird lauter und energischer. Auch heute wird wieder über den Panikforscher Schreckenberg gesprochen. Es kommen aber auch durchaus andere Themen zur Sprache.

Die Notiz des Baudezernenten

Die Verteidigung des ehemaligen Baudezernenten versucht anhand verschiedener Teilnehmerlisten zu belegen, dass die Baubehörde nicht in wichtige Leitungsgremien eingebunden gewesen sei. Dabei ist einer seiner Rechtsanwälte bemüht Daten und Fakten abzufragen. Als Rabe wieder beginnt ausschweifend zu antworten, unterbricht er den Zeugen. Rabe wird patzig. Auf genaue Eingangsdaten von Dokumenten gefragt, antwortet er: “Ich sitze nicht in der Poststelle.“ Irgendwann greift auch sein Anwalt ein. Der Zeuge darf dann wieder ausgiebig antworten, um nicht missverstanden zu werden.

Eine handschriftliche Notiz des Baudezernenten vom 21.06.2010 wird als Beweismittel vorgelegt. Dieses Dokument ist bereits eingeführt worden. Es wurde auch schon Oberbürgermeister Sauerland gezeigt. Es soll deutlich machen, dass der Angeklagte Baudezernent die Verantwortung für das Sicherheitskonzept abgewiesen haben soll. Aus der Notiz geht hervor, dass der Angeklagte eine Zuständigkeit für die Veranstaltung ablehnt und sie an das Ordnungsamt weiterreicht. Ob und wie dieser Konflikt zwischen dem Angeklagten und dem Zeugen gelöst worden ist, bleibt im Dunkeln.

Der Krisenstab

In der weiteren Befragung des Zeugen wird auch vom Krisenstab gesprochen, dessen Leiter Rabe gewesen ist. Auch wenn der Begriff Krisenstab mehr suggeriert, scheint es sich nach den Erörterungen des Zeugen aber eher um ein verwaltungstechnisches Gremium gehandelt zu haben. Er hätte eingegriffen, wenn beispielsweise zu wenig Rettungswagen vor Ort gewesen wären. Die konkreten Handlungen und Entscheidungen am Tag der Katastrophe seien aber von der Einsatzleitung koordiniert worden.

Was fehlt?

Mir fehlt das Persönliche. Jeder Zeuge hat das Recht selbst zu entscheiden, was er von sich selbst preisgibt. Aber wenn ich an die anderen prominenten Zeugen wie Sauerland oder Schaller denke, hat jeder von ihnen an einer Stelle in seiner Befragung etwas über sein eigenes Loveparade Trauma gesagt, sich sogar bei den Angehörigen entschuldigt, oder zumindest sein Bedauern ausgesprochen. Wolfgang Rabe nicht.

Schuld soll der Panikforscher sein

Nach dem Ende der Befragung von Wolfgang Rabe haben die Anwälte die Gelegenheit sich abschließend zur Aussage des Zeugen Schreckenberg zu äußern. Hier sticht besonders ein Verteidiger hervor, der ein rhetorisches Feuerwerk abliefert. “Der Super-Experte“ sei “scharlatanesk“. “Ohne Schreckenberg hätte es die Katastrophe nicht gegeben“, sagt er. Denn niemand habe sich getraut Schreckenberg zu widersprechen, der keine Bedenken geäußert habe. Der Verteidiger möchte Schreckenberg auf der Anklagebank sehen, da dieser einen offiziellen Auftrag von der Stadt gehabt haben soll, die gesamte Veranstaltung mit Zu- und Abwegen zu prüfen.

Kommende Woche wird sicher anders als es diese war. Im Prozess sollen zwei Zeugen der Feuerwehr aussagen.

Über den Autor

in Duisburg geboren. Nach einem Volontariat bei einem TV-Sender ging es weiter als freie Videojournalistin für verschiedene TV Sender und internationale Online-Plattformen. Seit 2016 im WDR Studio Duisburg zuhause.

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