Es ist vollbracht, die Gewinner des Deutschen Krimi Preises stehen fest. Heimliche Ehrensiegerin ist die Krimikultur deshalb, weil die sechs Prämierten sie in (fast) ihrer ganzen Vielschichtigkeit, jedenfalls aber in einer sehr anschaulichen Breite repräsentieren. Schmuck, das Ganze, finde ich.
International
Ganz vorne der Japaner Hideo Yokoyama mit seinem epischen Polizeiroman “64”, ein Repräsentant des Trends hin zur Kriminalliteratur auf Asien, den man auf dem deutschen Buchmarkt beobachten kann. Es folgt “Krumme Type, krumme Type” von Tom Franklin, ein starker US-Country Noir mit schwarzem Ermittler. Auf Rang 3 die Schottin Denise Mina mit “Blut Salz Wasser”, einer packend zeitgemäßen Interpretation des Kriminalromans mit sozialkritischem Ansatz.
National
Bei den deutschsprachigen Genreromanen hatte Simone Buchholz mit ihrem neuen Chastity Riley-Roman “Mexikoring” die Nase vorn; einmal mehr bringt sie da lichte Unterhaltung mit harter Krimikost pointiert ins Spiel. Rang 2 geht an Matthias Wittekindt und seinen existenzialistischen Roman “Die Tankstelle von Courcelles”, ein vor allem athmosphärisch herausragendes Stück Literatur. Bronze für Max Annas mit seinem radikal-gesellschaftskritischen Wurf “Finsterwalde”.
Und sonst?
Auffällig viele der preisgekrönten Romane kommen von kleinen Verlagen, das belegt, welch tolle Arbeit dort geleistet wird. Immerhin zwei PreisträgerInnen stammen diesmal von Frauen, im vergangenen Jahr war´s nur eine. Tja, sagen wir so: Alle sechs sind klasse Romane und verdiente GewinnerInnen. Aber – es hätte schon noch ein, zwei, drei Romane von Kriminalschriftstellerinnen mehr gegeben, die in diesem Jahr einen Deutschen Krimi Preis verdient gehabt hätten; Patricia Melo etwa, Claudia Pineiro, auch Candice Fox. Na ja, sowieso ist es immer auch ein wenig betrüblich zu resümieren, wer von seinen Favoriten denn nicht auf´s Podest kam, Aidan Truhan könnte ich hier noch nennen oder Mechthild Borrmann. Und Chan Ho-Kei. Aber so ist das halt, eine demokratische Entscheidung.
Serientäter
Zum neuen Seriensieger entwickelt sich Max Annas – er hat bislang vier Romane veröffentlicht, für gleich drei davon wurde er, wenn ich richtig gezählt habe, in den letzten Jahren mit dem DKP ausgezeichnet. Der King of Krimi Preis – der insofern mit Friedrich Ani konkurriert, der lange auf diese Rolle abonniert war.
Anmerkung
Alle prämierten und erwähnten Kriminalromane habe ich hier auf dem Blog vorgestellt – in den Beiträgen werden auch Verlage, Preise und ÜbersetzerInnen genannt.