Der Herbst ist da, und es ist tatsächlich kälter geworden. Angemessen, so scheint es. Und der Sommer? War jetzt nicht ganz so heiß wie befürchtet, immerhin. Aber: Viel zu trocken. VIEL zu trocken. Und wieder Feuer allerorten; Waldbrände nicht bloß in den USA oder in Griechenland, sondern auch hier, in Zentraleuropa. Eine Klimawandelfolge, so viel scheint sicher. Wie weit kann das gehen? Was könnte passieren – wenn es zum Beispiel mal ein paar superheiße Sommer nacheinander gibt? Mit der Frage hat sich schon Maja Lunde in ihrem Roman “Die Geschichte des Wassers” beschäftigt – “42 Grad” von Wolf Harlander zielt in eine ähnliche Richtung. Das allerdings nicht auf verschiedenen zeitlichen Ebenen, wie Maja Lunde. Sondern in einer unmittelbaren Zukunft, die jederzeit, kommendes Jahr zum Beispiel, unsere Gegenwart werden könnte. Also, es ist heiß in Deutschland und Europa, richtig HEISS, und das hat Folgen: Das Grundwasser schwindet, die Wasserversorgung wird schwierig, heftige Waldbrände und, und, und … Man kann mit alldem umgehen, eine Zeit lang. Aber irgendwann ist das Ende der Fahnenstange erreicht. Was dann passiert, passieren könnte, das spielt Wolf Harlander in seinem Polit-, Katastrophen- und Klimathriller mit spürbar “Spaß an der Freude” in Sachen Angstlust durch, und zwar aus den Perspektiven einer Vielzahl an interessanten Charakteren, so dass die Folgen in allen möglichen Lebenssituationen und Milieus deutlich werden. Das ist kein Jahrhundertsommer mehr, das ist ein Jahrtausendsommer, sagt einer der Protagonisten mal zu einem anderen, und die Menschen geraten zunehmend ans Ende ihrer Kräfte. Kein Ende absehbar. Vom Climate Fiction-Roman, den man gebannt verfolgt, entwickelt sich “42 Grad” irgendwann weg und woanders hin, den einige der Charaktere finden Indizien, dass möglicherweise auch noch etwas ganz anderes hinter den Entwicklungen stecken könnte als eben die Klimawandelfolgen, und da wird es dann, sagen wir, sehr politisch … Schließlich eine Auflösung, die schon okay ist – im Gedächtnis bleiben allerdings die Kapitel, die auf die Hitze, das Wasser konzentriert sind, und insofern ist “42 Grad” auf jeden Fall zuallererst ein Klimawandelroman; einer der die gemischten Gefühle, die mittlerweile mit heißen Sommer einhergehen, ziemlich rabiat auf den Punkt bringt.
(Roman: Heyne Verlag, Euro 15,– * Hörbuch, gelesen von Uve Teschner: Argon, Euro 19,95)