“Im Meer schwimmen Krokodile” – mit ihrem ersten gemeinsamen Buch, das vor 10 Jahren erschien, landeten Fabio Geda und Enaiatollah Akbari einen internationalen Bestseller. Zusammen erzählten der italienische Schriftsteller und der aus Afghanistan stammende Junge da die heftige Geschichte von Enaiatollahs abenteuerlicher Flucht. Ein Buch zur Stunde am Anfang der 2010er Jahre, stellvertretend für viele ähnliche Schicksale erzählt. In ihrem neuen Buch “Im Winter Schnee, nachts Sterne” (C. Bertelsmann, übersetzt von Christiane Burkhardt, Euro 20,–) setzen die beiden ein paar Jahre später an und erzählen diese (Lebens-)Geschichte weiter: Enaiatollah ist angekommen in Italien, er hat sich ein wenig Sicherheit und eine Existenz geschaffen. Je besser es läuft, desto mehr rückt allerdings die Frage in sein Denken und Fühlen, wie es wohl seiner Mutter und seinen Geschwistern gehen mag. Das ist dann die doppelte Geschichte, die dieses Buch erst einmal erzählt: Die der schwierigen Suche – und später die, wie es der Familie in der afghanischen Hölle mittlerweile erging. Eine Hölle ist ihre Heimat nicht bloß wegen des Krieges und der Not, sondern weil sie zur Volksgruppe der Hazara gehören, die massiv diskriminiert werden, deren Leben für die meisten anderen oft nicht sehr viel zählt. Es geht also um einen, der es nach Europa geschafft hat und um andere, die dort geblieben sind. Später kommen die beiden Ebenen zusammen, Enaiatollah fliegt zu seiner Schwester nach Pakistan, dort wartet noch einmal eine ganz andere Wendung, der Beginn einer dritten Geschichte, möglicherweise ist das sogar eine mit einem kleinen Happy End.
Nach der Flucht: Die Suche nach den Gebliebenen
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