“Scandi Crime”: Die “Schwedenkrimi”-Welle rollt und rollt und rollt. Und zwar mittlerweile nicht mehr nur “seit Jahren”, wie man lange so schrieb und sagte – sondern seit Jahrzehnten. Vermutlich gibt es längst mehr schwedische Krimischreibende als Schweden und Schwedinnen. Oder so. Am Erstaunlichsten bei der ganzen Sache ist vielleicht, dass gefühlt 80 bis 90 Prozent der Schwedenkrimis, die deutsche Verlage ins Deutsche übersetzen lassen, immer noch mit dieser klassischen roten Holzhütte vor Landschaft veröffentlicht werden – es scheint wirklich keine anderen prägnanten Motive zu geben. Wie auch immer: Kennste einen, kennste alle, das gilt im Prinzip auch inhaltlich, bei Schwedenkrimis weiß man, was man zu erwarten hat, darauf ist Verlass. Allerdings, zugegeben, gibt es auch einige schwedische Kriminalschriftsteller und Schriftstellerinnen, die das, was sie können, besonders gut beherrschen; da wird dann das Rad auch nicht neu erfunden, aber es rollt und rollt und rollt wie geschmiert, in Richtung Unendlichkeit … Zwei aktuelle Beispiele: “Was ans Licht kommt”, der neue Roman von Christopher Carlsson (übersetzt von Ulla Ackermann, Rowohlt, Euro 23,–), der im August von Null auf Rang 1 der Krimibestenliste einstieg – und “Wer ohne Sünde ist” von Åsa Larsson (übersetzt von Lotta Rüegger, C.Bertelsmann, Euro 22,–), der sechste und letzte Teil ihrer Kiruna-Reihe um die Staatsanwältin Rebecka Martinson; der Roman war ebenfalls auf der Krimibestenliste platziert, sogar drei Monate lang. Zwei schwedische Kriminalromane, bei denen man nicht nur nichts falsch, sondern eigentlich nur alles richtig machen kann bei der Lektüreauswahl: mit starken Charakteren, exzellenten Plots, tollen Landschaftsbeschreibungen, spannenden Beziehungsstudien. Solide und rechtschaffene Kriminalliteratur im besten Sinn. Und hej – bei Åsa Larsson hat der Verlag sogar mal auf das rote Holzhäuschen in der Landschaft verzichtet …
Von der Krimibestenliste – und aus Schweden
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