“Kartographien des Weiblichen”, so lautete das Motto der litprom-Literaturtage, die am vergangenen Wochenende im Frankfurter Literaturhaus stattfanden. Mit dabei: Autorinnen zum Beispiel aus Indien, aus Syrien, aus dem Senegal, aus Kenia, aus Sri Lanka.
Anlass dieses Themenschwerpunkts: In diesem Jahr wird der Liberaturpreis zum 30. Mal vergeben – ein Preis, mit dem schreibende Frauen aus Asien, Afrika oder Lateinamerika geehrt werden. Zuständig ist der zur Frankfurter Buchmesse gehörende Verein litprom, der sich der Förderung der Literaturen aus diesen Weltgegenden verschrieben hat – die per se erstmal nicht so im Fokus der literarischen Öffentlichkeit stehen wie Europa oder die USA. Braucht es so einen Preis speziell für Frauen heute überhaupt noch? Das war eine der Fragen, die bei den Literaturtagen diskutiert wurden. Klare Antwort der versammelten Literaturmacherinnen: Natürlich, braucht es. Selbst hier, in Wohlstandsgefilden kämpfen Frauen noch (oder wieder mehr) für Gleichstellung – in vielen Gegenden “dort” steht es weitaus schlechter um Gerechtigkeit und Chancengleichheit für Frauen. So sehr, dass oft schon das Schreiben an sich ein (gesellschafts-) politischer Akt ist. Und Autorinnen werden auf den Märkten, hier wie dort, häufig weniger “gesehen” als Autoren, ein strukturelles Problem – schon deshalb hat so ein Preis, der mit Aufmerksamkeit verbunden ist, immense Bedeutung.
Bei den Literaturtagen bekam man – sehr bunt und lebendig – ein Gefühl dafür, wie vielfältig die Themen und Kontexte sind, in denen schreibende Frauen sich weltweit bewegen und verorten. Faribā Vafī, die Liberaturpreis-Trägerin des letzten Jahres, gewährte spannende Einblicke ins Leben als Schriftstellerin unter der Zensur im Iran. Claudia Piñeiro aus Buenos Aires betonte, dass Frauen in Argentinien, wo es extrem viele Morde an “Ehefrauen” gibt, die nur milde sanktioniert werden, einen ganz anderen Kampf führen als die in Europa. Die Senegalesin Ken Bugul, Autorin des autobiographischen Klassikers “Die Nacht des Baobab” verkörperte, wie sehr die Tatsache an sich, dass man schreiben und literarisch reflektieren kann, schon Freiheit bedeutet. Dima Wannous, die aus Damaskus über Beirut nach London geflohen ist, berichtete von den Traumatisierungen der syrischen Diktatur, von denen auch ihr nächster Roman erzählen wird, der im Herbst erscheint. Und Meena Kandasamy, Inderin mit tamilischen Wurzeln, legt einen derart packenden Auftritt mit feministischen Gedichten im Kate Tempest-Style hin, dass es krachte – und man sich dachte: Wow, ein literarisches Ausnahmetalent, von dieser Frau möchte man noch sehr viel lesen…