Mitte Oktober, Buchmessenzeit, der große Klassenausflug aller, die in irgendeiner Form in der Branche arbeiten, mit allem Pipapo. Die lustigste Geschichte dazu erzählte mir, by the way, neulich meine Buchhändlerin: “Ihr macht das alles untereinander, oder?”, fragte ein Taxifahrer, mit dem sie samt ein paar anderer unterwegs war in Frankfurt. “Äh, wie? Was meinen Sie?” “Na, wenn wir die Automobilmesse haben, machen wir ständig Fahrten in den Puff – bei der Buchmesse eigentlich nie…”
Großer Klassenausflug, aber auch Zeit der Preise, in Massen werden sie zur Buchmesse unters schreibende Volks geschmissen, so auch dieses Jahr, wenn auch ohne Literaturnobelpreis, der ausnahmsweise mal nicht vergeben wird, zu viele zu schmutzige Fantasien im Umfeld der Jury, das muss erst geklärt werden. Jedenfalls: Den Deutschen Buchpreis hat Inger-Maria Mahlke für ihren Roman “Archipel” bekommen, eine rückwärts erzählte Geschichte der Insel Teneriffa, warum nicht, ist okay, wird demnächst dann auch ein Bestseller sein, darauf kann man bauen.
Ehrengast des Buchmesse ist in diesem Jahr Georgien. Zwei georgische Autorinnen, die in Deutschland leben, sind: Nina Haratischwili und Nana Ekvtimishvili. Ja, die Nina und die Nana: Von Nina Haratischwili kann man den aktuellen Roman “Die Katze und der General” empfehlen, ein Brocken und Ziegelstein, war trotzdem schon in der Bestsellerliste und auch in der Shortlist für den Buchpreis, den dann “Archipel” gewann. Von Nana Ekvtimishvili gibt´s ein schönes, schmales Debüt bei Suhrkamp – “Das Birnenfeld”, die Geschichte eines Kinderheims für “Debile” in einem runtergekommenen STadtteil von Tblissi, zugleich auch irgendiwe ein Blick in die Gesellschaft Georgiens in der postsowjetischen Zeit, sehr interessant und gut geschrieben, das Ganze.
Und sonst? Jede Menge Fluktuation an der Spitze der Spiegel-Bestsellerliste. Der neue “Hundertjährige” ist auch schon wieder abgesackt, ebenso der aktuelle Roman von Juli Zeh – also, in die Top 5, immer noch hoch erfolgreich also. Interessant jedenfalls, dass man derzeit quasi wöchentlich eine neue Nummer 1 hat. Jetzt im Moment, beim Schreiben dieses Textchens, ist es “Zeitenwende”, der neue Roman von Carmen Korn, der Hamburger Schriftstellerin, die sich an der deutschen Geschichte des letzten Jahrhunderts abarbeitet. Wie lange noch? Wie werden sehen, die nächsten Kandidaten stehen schon bereit …