Aktuelle Kriminalliteratur aus Deutschland, den USA und Italien

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Aktuelle Kriminalliteratur aus Deutschland, den USA und Italien

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Wer hat im April 1991 den Treuhand-Chef Detlev Karsten Rohwedder umgebracht, der in seinem Haus erschossen wurde? Das Attentat wird der RAF zugeschrieben, die Rohwedder tatsächlich auch im Visier hatte. Aber es gibt Zweifel: Haben möglicherweise andere Kräfte, die über die RAF-Pläne informiert waren, die Situation genutzt, um den Mann loszuwerden, der ihren Interessen in Sachen Transformation der ehemaligen DDR-Wirtschaft im Weg stand? Und welche Rolle spielten ehemalige Stasi-Mitarbeiter bei der Angelegenheit? Aus diesem großen Rätsel der Nachwendezeit hat André Georgi einen packenden, faszinierenden Roman gemacht, der geschickt mit Fakten und Fiktionen spielt – „Die Terroristin“ (Suhrkamp, Euro 14,95) das Buch zum ZDF-Zweiteiler „Der Mordanschlag“, der in diesen Tagen ausgestrahlt wird und noch einige Zeit lang in der Mediathek vorhanden sein wird.

Immer wieder interessant: US-Country-Noirs aus dem „weißen“ Hinterland. So zum Beispiel auch „Krumme Type, Krumme Type“ (Pulp Master, Euro 15,80) von Tom Franklin, der zwischen Wäldern, Sägewerken, halbverlassenen Kleinstädten und Bars am Ende der Welt einen jungen schwarzen Hilfssheriff ermitteln lässt. Der Fall: Eine junge Frau verschwindet, wird später tot aufgefunden – ein Mann, der verdächtigt wird, schonmal ein Mädchen mißbraucht und getötet zu haben, wird von einem Unbekannten fast umgebracht. Constable Silas versucht herauszufinden, ob Larry Ott tatsächlich Dreck am Stecken hat – und zugleich stöbert er in seiner eigenen Geschichte, denn ihn und den Verdächtigen verbindet eine ganz besondere Beziehung. „Krumme Type, krumme Type“ ist eine extrem packende Erkundung in den Waste Lands der US-Provinz, toll dramatisiert und geschrieben, ein Lese-Abenteuer im wahrsten Sinn des Wortes.

Italien ist eines der interessantesten Krimiländer, nicht bloß wegen der Mafia, sondern weil es dort ein Riege von AutorInnen gibt, die die Realität des Verbrechens sehr kreativ und eigenwillig mit literarischen Mitteln spiegeln – was leider hinter dem Hype von Pseudo-Krimiautorinnen wie Donna Leon auf dem deutschen Markt viel zu unbemerkt bleibt. Um so besser, dass es den Folio-Verlag in Südtirol gibt, der immer wieder herausragende Krimis aus Italien übersetzt und eben auch nach Deutschland bringt. Zuletzt zum Beispiel „Italienische Intrige“ (übersetzt von Karin Fleischhanderl, Euro 18) von Carlo Lucarelli – ein zeitgeschichtlicher Krimi, angesiedelt im Jahr 1953, mit dem zwiespältigen Commissario de Luca, den Lucarelli erstmals seit Jahren wieder zum Einsatz kommen lässt. Sehr spannend!

Ebenso wie „Das Mädchen aus Mailand. Duca Lamberti ermittelt“ von Giorgio Scerbanenco (übersetzt von Christiane Rhein, gleichfalls Euro 18,–). Scerbanenco ist DER Klassiker des italienischen Noirs, lange waren seine Romane auf Deutsch nicht verfügbar, jetzt wagt der Folio-Verlag eine Neuauflage nicht nur dieses Romans, der Scerbanencos Debüt war. Das Thema: Frauenhandel und Zwangsprostitution als Geschäftszweig des organisierten Verbrechens. Oach, hat man schon tausendmal gelesen und gesehen? Klar, stimmt – aber Scerbanenco war halt einer der ersten, die davon erzählt haben, schon in den 1960er Jahren. Sein Roman ist eine Blaupause, wenn man so will. Vor allem aber ist es erstaunlich, wie modern und zeitgenössisch sich dieser Schriftsteller auch heute liest, ein halbes Jahrhundert später. Grandios!

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