“Noller liest” zwar weiter, aber er hat sich ans Mittelmeer verdrückt. Sommerpause. Na gut, nicht ganz freiwillig, wir mussten ihm schon einen Schubs geben. Schließlich haben wir noch jede Menge spannenden Stoff in der Hinterhand – die Höhepunkte der Lesungen, die wir in den letzten Monaten aufgezeichnet haben. Mit und ohne Noller.
Zum Beispiel: Fiston Mzwanza Mujila, der aus dem Kongo stammt, aber seit ein paar Jahren in Graz lebt. “Fiston”, wie ihn alle nennen, ist eigentlich Dichter, nun hat er auch seinen ersten Roman geschrieben: “Tram 83”. Das Buch hat großes Aufsehen erregt und wurde kürzlich mit dem Internationalen Literaturpreis des Hauses der Kulturen der Welt ausgezeichnet – wir haben schon im vergangenen September eine Lesung mit Fiston Mwanza Mujila aufgezeichnet, die Debütveranstaltung unserer neuen Reihe “Noller liest live”.
Aus Haiti stammt der Journalist und Autor Gary Victor, sein Kriminalroman “Suff und Sühne” ist ein Höhepunkt der diesjährigen Spannungsliteratur – politisch bissig und literarisch elegant. Gary Victors Romane erscheinen im kleinen litradukt-Verlag, der damit einen echten Coup hingelegt hat. Für eine kurze Lesereise war Gary Victor im März in Deutschland unterwegs – wir haben ihn abgefangen, zusammen mit der Buchhandlung Neusser Straße nach Köln eingeladen – und uns dort dann für einen packenden Abend ins brodelnde Haiti entführen lassen. Auch das eine Veranstaltung aus der Reihe “Noller liest live”.
Shumona Sinha, die aus Indien stammt und in Frankreich lebt, ist eine der interessantesten und angesagtesten Autorinnen der zeitgenössischen europäischen Literatur. Bekannt wurde sie mit ihrem Debütroman “Erschlagt die Armen”, in dem sie ihre Erfahrungen als Übersetzerin bei der Pariser Asylbehörde sehr kritisch aufarbeitete (woraufhin sie den Job verlor). Bei der diesjährigen lit.Cologne stellte sie den Nachfolgeroman “Kalkutta” vor, eine autobiographisch unterfütterte “Heimreise” nach Bengalen, wir haben die Veranstaltung in Kooperation mit der lit.Cologne aufgezeichnet.
Ebenso wie die Lesung mit dem Berliner Spannungsautor Max Annas, der bei dem Literaturfestival seinen neuen Roman “Illegal” vorstellte. Zuvor hatte Max Annas, der jahrelang dort lebte, zwei Kriminalromane geschrieben, die in Südafrika angesiedelt sind, mit “Illegal” betritt er literarisch erstmals “deutschen Boden”. Annas erzählt aus dem Milieu “illegaler” Einwanderer in Berlin, mit klarer Haltung – und mit sehr viel Krimi-Raffinesse; das Buch ist in gewisser Weise auch eine Hommage an Hitchcock, spannend.
Einer der Höhepunkte unserer Reihe “Noller liest live” war last not least die Veranstaltung mit Navid Kermani, der im April in der Buchhandlung Neusser Straße seinen aktuellen Roman “Sozusagen Paris” vorstellte. “Sozusagen Paris” ist ein moderner Liebesroman mit vielen Anspielungen auf die (französischen) Klassiker dieser Gattung. Navid Kermani, geboren 1967, persische Wurzeln, ist ja einer der bekanntesten Intellektuellen der BRD, angesichts seiner vielfältigen öffentlichen Einwürfe gerät manchmal – fast – in Vergessenheit, dass er auch ein toller Schriftsteller ist. Der Abend mit ihm lieferte den Beweis dafür. Und er brachte eine interessante Erkenntnis: Navid Kermani, den man eben wegen seiner Debattenbeiträge möglicherweise als “recht ernsthaft” abgespeichert hat – er kann auch richtig witzig sein.
“Noller liest live” wird übrigens schon Ende September weiter gehen, wir kooperieren mit der “CrimeCologne” und stellen – gemeinsam mit der Buchhandlung Neusser Straße – zwei politische Spannungsromane vor: Zum einen “Jenseits”, den zweiten Thriller des Journalisten Yassin Musharbash, in dem er sich mit Konvertiten und dem IS-Terrorismus auseinandersetzt – zum anderen “Bei aller Liebe”, den dritten Roman der in Venedig lebenden Mafia-Investigativjournalistin Petra Reski. Wir sind gespannt, im wahrsten Sinne des Wortes. Und Ihr seid bei den Lesungen, die am 28. und 29. September stattfinden werden, natürlich herzlich willkommen. Details folgen im September – an dieser Stelle und on Air bei “Cosmo”.