Wie umgehen mit der Situation in der Türkei? Insbesondere über die Lage von Kulturschaffenden diskutierten Can Dündar, Doğan Akhanlı, Osman Okkan, Andres Görgen und Günther Wallraff bei der Eröffnungsveranstaltung der diesjährigen lit.Cologne – unter dem Titel “Die Freiheit des Wortes ist ein universelles Menschenrecht.” Per Skype zugeschaltet war die Schriftstellerin Aslı Erdoğan. Sie war im August festgenommen worden, auf internationalen Druck hin kam sie im Dezember frei, darf aber das Land nicht verlassen, wartet auf ihren Prozess.
Der Abend im großen Sendesaal des WDR war spannend – und hoch emotional. Fassungslosigkeit und Entschlossenheit, so könnte man die Stimmung auf den Punkt bringen. Fassungslos waren die Beteiligten angesichts der Entwicklungen in der Türkei; Can Dündar sagte, selbst zur Zeit der Militärdiktatur in den 1980er Jahren habe es nicht derartige Restriktionen für Journalisten gegeben, wie es jetzt der Fall ist. Er kam aber auch zu einer interessanten Analyse der derzeitigen Lage: Die aufgepeitsche Stimmung rund um das Referendum in der Türkei sieht Dündar als Zeichen dafür, dass eine Ära endet, dass die türkische Regierung um ihren Machterhalt bangt.
Entschlossen zeigten sich die Teilnehmer der Diskussion, nicht in ihrer Fassungslosigkeit zu verharren, sondern im Rahmen ihrer Möglichkeiten mit den Mitteln, die überhaupt möglich sind, zu intervenieren. Auch wenn es mitunter manchmal scheint, als wäre es wirkungslos – Öffentlichkeit und Solidarität, Veranstaltungen wie die auf der lit.Cologne, all das kann etwas bringen, die türkischen Behörden reagieren offensichtlich auf Druck von außen. Eine Erfahrung, die auch der in Deutschland im Exil lebende Schriftsteller Doğan Akhanlı machte, als er angeklagt und inhaftiert wurde.