Ganz unerfahren ist die deutsche Gesellschaft ja nicht, historisch gesehen, wenn es um die Aufnahme und Integration von Flüchtlingen geht. Zum Beispiel – nach der NS-Herrschaft und dem Ende des Zweiten Weltkriegs: Millionen “Vertriebene” aus den ehemaligen Ostgebieten des ehemaligen Reiches, die in den Nachkriegsjahren in der DDR und (viel mehr noch) in der BRD landeten.
Wie war das damals? Zunächst: Schlimme, grausame, oft auch tödliche Geschichten. Geschichten, wie sie heute, zum Beispiel, Menschen aus Syrien erleben müssen. Traumatisierungen. Aber auch: Hoffnung, Ankommen, Neuanfang. Und: Integration.
Wie das war, wie das gewesen sein muss, das weiß man aus der Familie und von Freunden, aus Erzählungen und Romanen, auch aus dem Fernsehen; ein Thema, das lange auch tabu war, in den letzten Jahren ist man offener umgegangen damit. Wer es genauer wissen will, der sollte sich die CD “Flucht und Vertreibung im Rundfunk” anhören, damit kann man (akustisch) nochmal viel näher heranrücken an die Zeit damals: Hörfunkaufnahmen aus der Nachkriegszeit zum Thema; gesammelt im Rahmen eines Forschungsprojekts, an dem Medienhistoriker des Hamburger Hans-Bredow-Instituts gearbeitet haben.
Die Berichte, Reportagen und Beiträge klingen nach “Wochenschau”, auch vom Ton und von der Machart der Berichterstattung her begibt man sich also auf eine spannende Zeitreise. Überraschend ist, dass allem so ein Geist von “Wir schaffen das!” inne wohnt, wirklich erstaunlich, da schließt sich, irgendwie, beim Hören ein Kreis.
Das waren ja keine “Ausländer” und schon gar keine Muslime damals, mag man einwenden. Klar, stimmt schon. Aber die Welt hat sich halt ein wenig verändert, in den letzten 70, 75 Jahren. Man nennt das: Globalisierung. Und, andersrum argumentiert: Die Geflüchteten damals wurden von den Alteingesessenen oft so mies und ablehend behandelt, es gab da richtige Kampagnen, dass man sich in vielfacher Hinsicht an heute “erinnert” fühlt. Und das – obwohl sie keine Muslime und obwohl sie Deutsche waren. Tja, auch interessant, oder?
(Die CD “Flucht und Vertreibung im Rundfunk” gibt´s kostenfrei gegen Einsendung eines frankierten Rückumschlags beim Hans-Bredow-Institut, Rothenbaumchaussee 36, 20148 Hamburg)