Auf saubere, geordnete Weise paradox: In ihrem Bestseller „Die Ladenhüterin“ taucht die japanische Schriftstellerin Sayaka Murata ins Leben einer Supermarktverkäuferin ein.
18 Jahre arbeitet Keiko Furukara schon bei Smilemart, einem der “Konbinis“, die man in Japan an jeder Ecke findet; der mittlerweile achte Chef verlässt sich auf ihre Dienst. Eigentlich hat Keiko anfangs ja bloß einen Studentenjob gesucht, aber sie ist geblieben. Obwohl sie längst eine viel bessere, angesehenere Beschäftigung haben könnte.
Aber die Arbeit im sauberen, strukturierten, durch getakteten Convenience Store ist genau das, was Keiko braucht: Sie geht ganz und gar auf in dem Job, in dem sie sich selbst komplett abschalten muss, um zu funktionieren – und zwar genau deswegen: die Maskerade wird zur zweiten, eher sogar gast zur eigentlichen Heimat ihrer Seele, gerade weil sie sich selbst dabei vergessen kann.
Ein Gleichnis auf die paradoxen Glücksversprechen des Kapitalismus: Das Glück ist möglich, klar – wenn man sich selbst zu vergessen weiß. Keiko jedenfalls ist zumindest nahe dran an dem Seelenzustand, der für sie so etwas wie Glück bedeutet. Dann allerdings gibt es eine Störung. Doch Keiko weiß sich zu helfen…
Sayaka Murata, geboren 1979, ist hierzulande noch zu entdecken – “Die Ladenhüterin“ ist ihr erster Roman, der ins Deutsche übersetzt wurde. In Japan ist sie nicht bloß eine Erfolgsautorin, sondern auch eine vielfach preisgekrönte Schriftstellerin.
Sayaka Murata: Die Ladenhüterin. Aufbau, 2018. Aus dem Japanischen von Ursula Gräfe. 145 Seiten. ISBN 978-3-351-03703-1. Euro 18,–