1. »Die Verängstigten« von Dima Wannous – SYRIEN
(Roman. Aus dem Arabischen von Larissa Bender. Blessing, 256 Seiten)
50 Jahre Terrorregime und Krieg in Syrien haben Angst zum wesentlichen Faktor des Lebens und Überlebens gemacht. Sie produzieren Angst vor der Angst und die wiederum richtet psychosomatische Verheerungen an. Dima Wannous transferiert diesen Mechanismus in hochverdichtete, komplexe Prosa, um ihn überhaupt beschreib- und damit kommunizierbar zu machen. Ein virtuoses, wichtiges Meisterwerk. (Thomas Wörtche)
2. »Der Tod ist ein mühseliges Geschäft« von Khaled Khalifa – SYRIEN
(Roman. Aus dem Arabischen von Hartmut Fähndrich. Rowohlt, 224 Seiten)
Dieser groteske und vielschichtige Roman bringt Syrien näher an uns heran. Er ist das Dokument eines Infernos, widersetzt sich aber mit den Mitteln der Literatur gekonnt den tagtäglichen Zumutungen. Khalifas Haltung macht Hoffnung auf ein anderes, fast unsichtbares, aber dennoch existierendes Syrien, dessen Zeit noch kommen wird. (Andreas Fanizadeh)
3. »Bruchstücke« von Nanae Aoyama – JAPAN
(Erzählungen. Aus dem Japanischen von Katja Busson und Frieder Lommatzsch. Cass Verlag, 157 Seiten)
Mit dem Vater Kirschenpflücken gehen. Die Exfreundin nicht vergessen können. Unliebsamen Besuch empfangen. Davon erzählen die drei Beziehungsgeschichten, die dieser Band versammelt. Geschichten, die so herrlich leicht erzählt sind, dass man kaum bemerkt, wieviel sie kunstvoll im Ungefähren lassen. (Katharina Borchardt)
4. »Der Privatsekretär« von Claudia Piñeiro – ARGENTINIEN
(Thriller. Aus dem Spanischen von Peter Kultzen. Unionsverlag, 320 Seiten)
„Der Privatsekretär“ ist die Milieustudie einer neuen Variante der politischen Klasse: Populisten, die unter dem Deckmäntelchen „Bürgerbewegung“ tatsächlich für die eigenen Interessen operieren; eiskalte Strategen einer durch und durch “gemachten“ Politik. Eine messerscharfe Analyse mit den Mitteln des Politthrillers. (Ulrich Noller)
5. »Hausbrand« von Kamila Shamsie – PAKISTAN
(Roman. Aus dem Englischen von Nikolaus Hansen. Berlin Verlag, 256 Seiten)
Die pakistanische Autorin Kamila Shamsie, die in London beheimatet ist, erfindet eine zeitgenössische Antigone: eine junge Muslimin, die das Recht herausfordert, damit ihr Bruder, der dem IS den Rücken kehren will, in ihre gemeinsame Heimat England zurück reisen darf. Ihr Gegenspieler: ein Politiker und Vorzeige-Immigrant, der seiner Karriere zuliebe seine muslimischen Wurzeln verleugnet. (Claudia Kramatschek)
6. »Denn sie sterben jung« von Antonio Ruiz-Camacho – MEXIKO
(Roman. Aus dem Englischen von Johann Christoph Maass. C.H.Beck, 205 Seiten)
Migration einmal anders . In Mexiko ist der Patriarch einer Großfamilie entführt worden, das bedeutet große Gefahr. Die Familienmitglieder bringen sich mitsamt ihrer Hausangestellten in Sicherheit und landen verstreut in Texas, New York oder Madrid. Jedem einzelnen von ihnen ergeht es anders, aber alle finden sich in absurden, ja grotesken Situationen in ihrem erzwungenen Exil wieder. Ein vielstimmiger Chor mit tragischen und komischen Passagen, vorgetragen mit großer Empathie. (Anita Djafari)
7. »Das babylonische Wörterbuch« von Joaquim Maria Machado de Assis – BRASILIEN
(Roman. Aus dem Portugiesischen von Marianne Gareis und Melanie P. Strasser. Manesse, 256 Seiten)
In diesen 13 Novellen treibt der brasilianische Schriftsteller amüsante und aberwitzige Spiele mit Texten und Figuren anderer Autoren. Sein Drang, Bibelstellen, hergebrachte Mythen, Fabeln und Fiktionen neu zu schreiben und umzupolen, macht ihn zum Urvater der brasilianischen Moderne und Vorfahren von Jorge Luis Borges. (Ruthard Stäblein)
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