Zwei sehr spannende aktuelle Romanprojekte aus Berlin. Behzad Karim Khani erzählt in “Hund Wolf Schakal” (Hanser Berlin, Euro 24,–) eine Neuköllner Straßen-“Gangster”-Geschichte, die die Klischees der Neuköllner “Gangster”-Myten a la “4Blocks” nur ein wenig bedient, ansonsten aber sehr elegant unterläuft und dekonstruiert – rund um das Aufwachsen zweier persischstämmiger Brüder in einer arabisch dominierten Nachbarschaft, was eine doppelte Fremdheit bedeutet. Beide Brüder tragen Züge seiner Selbst, sagt Behzad Karim Khani – allerdings ist er selbst nach der Migration der Eltern in Bochum aufgewachsen, nicht in Berlin. Egal: Man merkt, dass da einer weiß, wovon er schreibt – und auch über die literarischen Mittel verfügt, das richtig gut in Szene zu setzen. * Musa Okwonga hat Wurzeln in Uganda, ist in England/London aufgewachsen – hat sich irgendwann entschlossen, eine neue Existenz in Berlin zu versuchen, wo er seit 2014 lebt. Wie geht das, zu überleben, in so einer Gentrifizierungsmetropole, in der jederzeit alles im Fluß ist, und zwar mit widersprüchlichen Strömungsbildern? Es geht nur, wenn man weiß, wer man ist – aber das muss man halt erst einmal herausfinden. Wie das funktioniert (oder auch nicht), davon erzählt Musa Okwonga sehr beeindruckend in seinem autofiktionalen Roman “Es ging immer nur um Liebe” (Mairisch Verlag, Euro 20,–) – eine Selbsterkundung mit offenem Visier und universelles Großstadtpsychogramm gleichermaßen.
Neu aus Berlin
© WDR 2024