Coming of Age in Uganda: Jennifer Nansubuga Makumbi erzählt eine Kindheits- und Jugendgeschichte mit Blick speziell auf die gesellschaftlichen Positionen von Mädchen und Frauen. Ein Roman, dessen Sog man sich kaum entziehen kann. Im Moment ist sie in Deutschland unterwegs – zum Beispiel am 25.1. im Literaturhaus Bonn.
Im Grunde ist es eine einfache Geschichte, die Jennifer Nansubuga Makumbi erzählt: Kindheit und Jugend eines Mädchens namens Kirabo. Sie wächst zunächst bei den Großeltern auf dem Land auf, dann holt sie der Vater nach Kampala, später hat sie das Glück, einen Platz in einem Internat für Kinder der Eliten zu bekommen, dank eines Stipendiums. Wo und wie wird sie nach dem Abschluss ihr Leben verbringen?
Die Komplexität entsteht auf der zweiten Ebene: Auf Basis dieses Grund-Settings erzählt Jennifer Nansubuga die Geschichten diverser weiterer Charaktere, die in Makumbis Leben eine Rolle spielen, so entsteht ein umfangreiches gesellschaftliches Panorama in vielfältigen Schattierungen.
Hinzu kommen die zeitgeschichtlichen Umstände, die meist im Hintergrund eine Rolle spielen, aber auch mal stärker in den Vordergrund rücken können: „Die erste Frau“ ist angesiedelt im Uganda der 1970er Jahre, die Diktatur von Idi Amin und und der Krieg mit Tansania prägen das Leben. Hier fließen auch eigene Erfahrung der Autorin und ihrer Familie mit ein.
Treiber des Geschehens sind ein paar Geheimnisse, die auch Kirabo betreffen: Sie möchte, sie muss irgendwann irgendwie herausbekommen, warum ihre abwesende Mutter, über die keiner spricht, nicht bei ihr ist und daran auch kein Interesse zu haben scheint. Und dann sind da noch die merkwürdigen Gedanken und Phantasien, die sie hat, vor allem nachts; das Gefühl, dass sie den eigenen Körper verlässt. Was hat es damit wohl auf sich?
Jennifer Nansubuga Makumbi, geboren 1967, ist in Uganda aufgewachsen, heute hat sie ihren Lebensmittelpunkt in Manchester, dort und an anderen englischen Unis unterrichtet sie Creative Writing. Im Moment lebt sie mit einem Stipendium in Berlin, das erleichtert Lesungen in Deutschland wie die in Bonn.
„Die erste Frau“ ist ihr zweiter Roman; er war von der Sunday Times über den Observer bis zur BBC für diverse Medien in England der “Roman des Jahres.“ Ihr erstes Buch, das ins Deutsche übersetzt wurde. Verantwortlich dafür ist der neu gegründete Interkontinental Verlag aus Berlin, dazu demnächst auch nochmal ein paar Worte mehr hier auf dem Blog.
Dieser Roman ist übrigens auch einer, der sich dezidiert als feministisch versteht. Dabei lotet Jennifer Nansubuga lokale Ansätze und Traditionen aus, was sie als (gegenseitige) Ergänzung, nicht als Konkurrenz zu westlich geprägtem Feminismus versteht, wie sie im Interview erklärte: „Wir müssen uns unseren indigenen Feminismus ansehen und überlegen, wie er uns helfen kann, indigene Probleme zu bekämpfen.“ Wer mehr dazu wissen will, sollte das ganze – spannende – Interview in der taz HIER lesen.
Eine Coming of Age-Geschichte also, die eine Welt beschreibt und dabei verschiedenste Welten mit beleuchtet. Jennifer Nansubuga Makumbi erzählt 1000 Geschichten in einer, spielerisch leicht und doch in die Tiefe greifend: in die der Gesellschaft, die sie erkundet – und zugleich auch in die Tiefe der Vergangenheit, bis zurück in die Kolonialzeit und davor.
Jennifer Nansubuga Makumbi: Die erste Frau. Aus dem Englischen von Alakati Neidhardt. Interkontinental Verlag, 528 Seiten, 26 Euro
(Foto: InterKontinental Verlag, vielen Dank dafür)
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Im Moment lebt sie mit einem Stipendium in Berlin, das erleichtert Lesungen in Deutschland wie die in Bonn.
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