Ein Montagmorgen in den Osterferien. An diesem Prozesstag sind die Besucher- und Presseplätze im Gerichtssaal noch etwas leerer als sonst. Die Sitzung beginnt mit der Befragung des Essener Rechtsmediziners Kurt Trübner. Er hatte nach der Katastrophe am 24. Juli 2010 zwei weibliche Todesopfer obduziert. Wie bereits seine Kollegen an den letzten Prozesstagen schildert Trübner in allen Details äußere und innere Verletzungen.
Keine Luft mehr bekommen
Trübner nennt in beiden Todesfällen “Brustkorbkompression” als Ursache. Im Gedränge haben die beiden jungen Frauen keine Luft mehr bekommen. Im ersten Fall wurde die Frau schon am Unglücksort von einem Notarzt für tot erklärt. Das zweite von Trübner untersuchte Opfer war vier Tage später im Krankenhaus gestorben. Die Ärzte hatten die Frau nicht retten können.
Stundenlange Verlesungen
Der Vorsitzende Richter Mario Plein macht anschließend zügig weiter. Wichtige Dokumente müssen noch in die Verhandlung eingeführt – also verlesen – werden: unter anderem das Sicherheitskonzept der Veranstalter und Einsatzpläne der Polizei, die damals vorab an die Feuerwehr verschickt wurden. Auch weitere Überwachungsvideos werden im Gericht vorgeführt. Sie zeigen das tödliche Gedränge an der Rampe zur Techno-Veranstaltung.
Nach jedem Beweisstück haben Staatsanwaltschaft und Verteidigung die Gelegenheit zur Stellungnahme. Nicht zum ersten Mal gehen die Meinungen weit auseinander: Die Anklage sieht durch die Dokumente ihren Vorwurf bestätigt, Verantwortliche bei der Stadt Duisburg und dem Veranstalter Lopavent hätten falsch geplant. Verteidiger werten Dokumente und Videos ganz anders: Die Polizei, die nicht auf der Anklagebank sitzt, habe Fehler gemacht.
“Promi-Zeuge” Adolf Sauerland
Ganz am Ende der Sitzung kommt der Vorsitzende Richter Plein auf die künftigen Zeugen-Vernehmungen zu sprechen. Noch sind ja nicht mal alle Nebenkläger befragt worden. 30 besonders wichtige Zeugen habe man darüberhinaus nach jetzigem Stand ausgemacht. Da man zügig vorankommt, werden die weiteren Befragungen geplant.
Plein schlägt den anderen Prozessteilnehmern vor, als prominenten Zeugen – voraussichtlich für 27. April und 2. Mai – den damaligen Duisburger Oberbürgermeister Adolf Sauerland (CDU) vorzuladen. Danach soll Loveparade-Veranstalter Rainer Schaller in den Zeugenstand. Mit Zeugen-Vernehmungen dürfte das Gericht bis Ende 2018 beschäftigt sein.