Tag 22: Adolf Sauerland soll bald aussagen

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Tag 22: Adolf Sauerland soll bald aussagen

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Ein Montagmorgen in den Osterferien. An diesem Prozesstag sind die Besucher- und Presseplätze im Gerichtssaal noch etwas leerer als sonst. Die Sitzung beginnt mit der Befragung des Essener Rechtsmediziners Kurt Trübner. Er hatte nach der Katastrophe am 24. Juli 2010 zwei weibliche Todesopfer obduziert. Wie bereits seine Kollegen an den letzten Prozesstagen schildert Trübner in allen Details äußere und innere Verletzungen.

Keine Luft mehr bekommen

Trübner nennt in beiden Todesfällen “Brustkorbkompression” als Ursache. Im Gedränge haben die beiden jungen Frauen keine Luft mehr bekommen. Im ersten Fall wurde die Frau schon am Unglücksort von einem Notarzt für tot erklärt. Das zweite von Trübner untersuchte Opfer war vier Tage später im Krankenhaus gestorben. Die Ärzte hatten die Frau nicht retten können.

Stundenlange Verlesungen

Der Vorsitzende Richter Mario Plein macht anschließend zügig weiter. Wichtige Dokumente müssen noch in die Verhandlung eingeführt – also verlesen – werden: unter anderem das Sicherheitskonzept der Veranstalter und Einsatzpläne der Polizei, die damals vorab an die Feuerwehr verschickt wurden. Auch weitere Überwachungsvideos werden im Gericht vorgeführt. Sie zeigen das tödliche Gedränge an der Rampe zur Techno-Veranstaltung.

Nach jedem Beweisstück haben Staatsanwaltschaft und Verteidigung die Gelegenheit zur Stellungnahme. Nicht zum ersten Mal gehen die Meinungen weit auseinander: Die Anklage sieht durch die Dokumente ihren Vorwurf bestätigt, Verantwortliche bei der Stadt Duisburg und dem Veranstalter Lopavent hätten falsch geplant. Verteidiger werten Dokumente und Videos ganz anders: Die Polizei, die nicht auf der Anklagebank sitzt, habe Fehler gemacht.

“Promi-Zeuge” Adolf Sauerland

Ganz am Ende der Sitzung kommt der Vorsitzende Richter Plein auf die künftigen Zeugen-Vernehmungen zu sprechen. Noch sind ja nicht mal alle Nebenkläger befragt worden. 30 besonders wichtige Zeugen habe man darüberhinaus nach jetzigem Stand ausgemacht. Da man zügig vorankommt, werden die weiteren Befragungen geplant.

Plein schlägt den anderen Prozessteilnehmern vor, als prominenten Zeugen – voraussichtlich für 27. April und 2. Mai – den damaligen Duisburger Oberbürgermeister Adolf Sauerland (CDU) vorzuladen. Danach soll Loveparade-Veranstalter Rainer Schaller in den Zeugenstand. Mit Zeugen-Vernehmungen dürfte das Gericht bis Ende 2018 beschäftigt sein.

 

 

Über den Autor

Jahrgang 1974. Geboren im westlichen Münsterland. Ich berichte seit 2002 über Politik und News aus Nordrhein-Westfalen. Bis 2007 für die taz, danach knapp fünf Jahre als Korrespondent der Nachrichtenagentur ddp/dapd. Seit 2012 arbeite ich für den WDR.

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