Ziemlich genau vier Jahre ist das her, dass ich mit Abdulrazak Gurnah in einer kleinen Kölner Galerie auf der Bühne saß, am 29. Oktober 2018, um ganz genau zu sein. Eine Veranstaltung der Lesereihe “Stimmen Afrikas” – und ein wunderbarer, ein intensiver und intimer Abend. Damals war die Lage so, dass Abdulrazak Gurnah nicht nur weitgehend unbekannt war, sondern seine Bücher auf Deutsch bloß noch antiquarisch verfügbar waren. All das interessierte die “Stimmen Afrikas”-Macherinnen um Christa Morgenrath nicht weiter, sie fanden Gurnah als Person und Schreibenden unabhängig von Aktualität und Erfolg so interessant, dass sie ihn zur Stippvisite nach Köln lotsten.
Was für ein Riecher! Drei Jahre später wurde im Oktober bekannt, dass Abdulrazak Gurnah den Literaturnobelpreis erhält – und über Nacht wurde er zu einem der gefragtesten Schriftsteller weltweit. Abdulrazak – wer? Das fragten sich fast alle, als die Nachricht kam. Ich nicht – dank “Stimmen Afrikas” und unserer Lesung drei Jahre zuvor.
Seitdem muss ich übrigens immer wieder an einen kleinen Dialog denken, den Herr Gurnah und ich nach der Veranstaltung, beim Italiener nebenan führten: Das einzige was ihn betrübe, sagte der ansonsten exzellent aufgelegte und ausgesprochen freundliche Autor, sei die Tatsache, dass keines seiner Bücher mehr auf Deutsch lieferbar sei. Ich wusste nicht so richtig, was ich antworten sollte – und sagte, mal abwarten, vielleicht gibt es ja in den nächsten Jahren einen Preis, dann wird sich das schnell ändern … so richtig geglaubt habe ich daran, ehrlich gesagt, in dem Moment selbst nicht …
Jedenfalls: Der Riecher. Und “Stimmen Afrikas”. Und “Neue Töchter Afrikas”, das nächste spannende Projekt von Christa Morgenrath und ihren Mitstreiterinnen: HIER findet sich ein langes Interview dazu – und HIER finden sich weitere Informationen …