Lesenswerte Kriminalliteratur aus Uruguay, Südafrika und Holland

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Lesenswerte Kriminalliteratur aus Uruguay, Südafrika und Holland

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Kriminalliteratur aus Südamerika hat Seltenheitswert. Zumindest auf dem hiesigen Buchmarkt. Ausnahme: Argentinien, und hier speziell Claudia Pineiro, deren aktueller Roman „Der Privatsekretär“ schon fast ein Muss! ist – eine schlaue und smarte Abrechnung mit der (allzu häufig) korrupten Politik so genannter Bürgerbewegungen. Wie auch immer: Wunderbar, dass es jetzt auch Krimi aus Uruguay auf Deutsch zu kaufen gibt, nämlich „Krokodilstränen“ von Mercedes Rosende (Unionsverlag, Euro 18). Auch ein Roman, der es in sich hat, ohne Erbarmen, dafür mit viel schwarzem Humor: Große Verwicklungen rund um einen Überfall auf einen Geldtransport, garniert mit einem Zufallsmord als Kollateralschaden, dazu zwei sehr antiheldische Gewinner, letztlich zumindest – sehr böse, im besten Sinn, wie Mercedes Rosande, im Hauptberuf Anwältin und Journalistin, hier die Gesellschaft Uruguays und speziell die der Hauptstadt Montevideo fies auf´s Korn nimmt. Und: Krimi kann sie auch – vom Feinsten. (Übersetzt von Peter Kultzen.)

Andrew Brown, geboren 1966, Anwalt, Reservepolizist und ehemaliger Anti-Apartheidsaktivist, ist einer der besten Kriminalschriftsteller Südafrikas – und das will etwas heißen, gibt es dort doch seit einigen Jahren einen ziemlich beachtlichen Krimiboom. Was ja nicht von ungefähr kommt. Jedenfalls: „Teuflische Saat“ (btb, Euro 10), Andrew Browns neuer und aktueller Roman, handelt nun mal nicht in Südafrika, sondern in der umkämpften, umstrittenen, rohstoffreichen Krisenregion im Süd-Sudan, wo Brown eine so gewiefte wie bittere Agentengeschichte rund um ein „verlorengegangenes“ Teilchen einer britischen Drohne erzählt, die alles andere als im offiziellen Auftrag ihrer Majestät vor Ort explodierte. Dicht recherchiert, exzellent dramatisiert, höchst spannend umgesetzt – kann man lesen, auf jeden Fall. Fies nur das Schicksal von Alek, einer extrem geschickt gezeichneten Protagonistin, die einem derart nahe geht beim Lesen wie wenig andere zuletzt, versprochen. Gut, ist ja nur Fiktion, macht im Namen der Sache sogar mächtig Sinn, das Ganze – trotzdem: gemein, so gemein, hundsgemein. (Übersetzt von Mechthild Barth.)

Mal was Neues aus Holland gefällig? „Zeuge des Spiels“ von dem Brüderpaar Heerma van Voss & Heerma van Voss (Schöffling & Co, Euro 18,–) wäre da eine Empfehlung: Aron Mulder, ehemaliger Psychotherapeut, lebt verschreckt und zurückgezogen, seit seine Frau ermordet wurde, kurz war er selbst unter Verdacht, das Verbrechen wurde nie aufgeklärt. Zu seinem Sohn, der damals mit ihm brach, hat Mulder keinen Kontakt mehr – bis er in den Nachrichten hört, dass ein Holländer in den USA des Mordes an seiner Freundin angeklagt wird, den er als seinen Sohn identifiziert. Mulder macht sich auf nach New Orleans, um Alexander zu helfen – und wird dort zum heimlichen Ermittler. Ob erfolgreich, ob er also seinen Sohn vor der letztlich drohenden Todesstrafe bewahren kann, das ist dann die Frage; ebenso wie die, was das Ganze mit ihm selbst anstellt. Gute Idee, gute Story, gute Charaktere – an der Umsetzung hapert´s noch ein bisschen bei den Gebrüdern Heerma van Voss, hier und da ist der Roman nicht konsequent genug zu Ende gedacht und gearbeitet. Egal, denn dieses Autorenduo ist im Team so begabt, dass schon das Potential, das ihr Roman birgt, für hinreichend Spaß beim Lesen sorgt. Und auf die Fortsetzung, die die verbleibenden Rätsel angeht, bin ich dann mal gespannt.. (Übersetzt von Ulrich Faure.)

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