Ausgangssperre? Ab in die Hongkong-Bar

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Ausgangssperre? Ab in die Hongkong-Bar

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Ach komm, Ausgangssperre, kann ich für ein paar Wochen mit leben. Durch die Stadt zu spazieren, ist ja sowieso schon längst das neue Ausgehen. Ich bin da ja eher der Typus Gewohnheitstier. Aber manchmal musst Du schon die Bar wechseln, damit´s nicht öde wird. Zumindest für einen, äh, “Abend”. Also sind wir neulich ab nach Ehrenfeld, meine alte Hood, wenn man so will, mal schauen, was die Coffee to go-Anbieter da so zu bieten haben. Ehrenfeld ist Ehrenfeld, das hat sich seit x Jahren nicht geändert, zumindest nicht wesentlich. Schon damals, um die Jahrtausendwende, als ich dort lebte, sagten die Alteingesessenen, nun würde bald alles von Hipstern übernommen. Okay, sie sprachen nicht von Hipstern, sondern von Yuppies, aber hey, kommt in dem Fall letztlich auf´s Selbe raus. Wie auch immer: Gutes Espressoangebot an den entsprechenden Brennpunkten, ansonsten alles wie immer. Wir waren schon fast durchgeschlendert, als die Begleiterin vorschlug, komm wir schau´n uns noch die kleine Straße an, da hinter der Baustelle. Ein Glück, dieser Hinweis. Denn in der Straße fand sich das Fensterbrett oben mit seinem Bücher-Angebot. Lauter alte Krimis aus den 90ern – alt, aber offensichtlich ungelesen, neuwertig also. Und mit dabei doch tatsächlich drei der genial-irren Hongkong-Krimis von William Marshall, wow! William Marshall? Das sind Geschichten, die die Zeit rund um die “Rückgabe” der (ehemaligen) Kolonie an China durchmessen – und die genau das auf eine wunderbar eigenartige, eigensinnige und explosive Weise tun. Mit völlig ver-rückten Charakteren, wirklich UNGLAUBLICHEN! Begebenheiten und hochkreativen Ermittlungsverläufen. Und mit Stil. Und Sinn. Und Verstand. William Marshall, geboren 1944, Australier, war ein Weltenbummler, er lebte hier und da und dort und eben für ein paar Jahre auch in Hongkong, diese Romane erzählen davon – und von seinem Blick auf und hinter die Kulissen der Metropole. Heute erleben wir ja einen großen Trend mit sehr kreativer Kriminalliteratur aus Asien, tolle Sache das. William Marshall war – für mich – ein Vorläufer. Einer der großen Türöffner, die “Krimi” in den 90ern und in den Jahren drauf immer wieder zu so einem unglaublichen Aha-Erlebnis machten. Weil sie ihrer literarischen Kreativität keine Grenzen setzten – und dabei doch immer Politik und Gesellschaft haarscharf im Visier behielten. Großartig! Die Hongkong-Romane haben jedenfalls ihren festen Platz in meinem Bücherregal, sie blieben und bleiben, allen zwischenzeitlichen Ausmistungen zum Trotz. Die Drei vom Fenster sind also: doppelt. Und deshalb verlose ich sie: Wer mir einen Satz oder einen Gruß in die Kommentare schreibt, der kommt in den Pool und hat die einmalige Chance: auf den einen oder anderen Abend mit William Marshall und seinem Team in der guten, alten Hongkong-Bar.

2 Kommentare

  1. Sieht ja interessant aus das Fensterbrett … bei uns gibt es an zentralen Stellen in der Stadt Tausch-Literatur-Schränke. Tolle Sache, es können Schätze entdeckt oder gelesene Literatur gebracht werden.
    Danke für die tollen Literatur-Tipps. William Marshall kannte ich bisher nicht.

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