Die Kinder der Exilierten und die Schatten der Vergangenheit

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Die Kinder der Exilierten und die Schatten der Vergangenheit

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Very international: Eloísa Diaz, geboren 1986, ist in Madrid aufgewachsen, hat in Paris Jura studiert und später dann in New York Creative Writung; und dabei ist auch ihr Roman “1981” entstanden, der in Buenos Aires, Argentinien, handelt – was auch deshalb spätestens auf den zweiten Blick nicht weiter verwundert, weil ihre Eltern von dort stammen, sie sind argentinische Exilianten.
“1981” handelt auf zwei zeitlichen Ebenen, 2001 und eben 1981: Im Jahr 2001 erschüttern Unruhen das wirtschaftlich und politisch schwer gebeutelte Land; vor diesem Hintergrund muss ein Inspektor namens Alzada mit seinem (zunächst) ungeliebten neuen, jungen Assistenten den Mord an einer jungen Frau aufklären, die Spuren führen unangenehmerweise in höchste politische Kreise. Die Schatten der Vergangenheit sind ständig mit dabei, bei den Ermittlungen, in der Politik, im Leben des Kommissars, und diese Vergangenheit kristallisiert sich im zweiten Erzählstrang im Jahr 1981: Die Militärdiktatur wütet, Tausende junge Menschen werden “verhaftet, schwerst gefoltert, häufig ermordet, viele verschwinden. Das Trauma der argentinischen Zeitgeschichte – und der Bruder des Inspektors war einer der Aktivisten …
Was ist damals geschehen? Das ist die Frage, der die zweite Ebene nachspürt – sowohl im Kontext der Geschichte des Romans, wie auch an sich und überhaupt: Das, was sich damals ereignete, ist vermutlich ständig präsent im Leben von Menschen, die ihre Wurzeln in Argentinien haben. Also auch in dem von Eloísa Diaz und ihren Eltern. Eine schwere, dunkle Wolke, die eben den Schatten aus der Vergangenheit wirft. Ein Krimi also, der zugleich auch eine ganz besondere zeitgeschichtliche Ermittlung darstellt: Die Generation der Kinder (der Exilierten) leuchtet die dunklen Räume, die Leerstellen, die Traumatisierungen im Leben der Eltern aus. (Übersetzt von Mayela Gerhardt, Hoffmann & Campe, Euro 23,–)

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