Frisch aus der Druckerei: „Sunset City“ von Melissa Ginsburg

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Frisch aus der Druckerei: „Sunset City“ von Melissa Ginsburg

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Houston, Texas. Zwei dicke Freundinnen, die ein paar Jahre zusammen Party gemacht haben. Irgendwann haben sie sich aus den Augen verloren. Charlotte schlägt sich als Barista durch, Danielle war im Gefängnis. Irgendwas mit Drogen. Nach ihrer Entlassung haben sie lange keinen Kontakt, dann ein kurzes Treffen, eher zufällig. Kann die Freundschaft wiederbelebt werden? Eher nicht. Wenig später wird Danielle ermordet aufgefunden. Jemand hat sie in einem Motel erschlagen. Extrem brutal. Was ist passiert? Wieso war sie überhaupt an diesem Ort? Wie konnte alles so weit kommen? Wovon hat sie überhaupt gelebt nach dem Knast? – Melissa Ginsburg ist so um die 30, Lyrikerin und Schriftstellerin; in ihrem Debütroman „Sunset City“ (übersetzt von Kathrin Bielfeldt, Polar Verlag, Euro 17,–) steht der Krimiplot eher begleitend an der Seite, im Zentrum geht es um die Freundschaft der beiden, um ihre Geschichten und um Charlottes Suche auf Antworten auf die genannten Fragen, nachdem Danielle tot ist. Im Grunde ist „Sunset City“ zwar kein astreiner, dafür aber ein besonders feiner Noir: Sehr smart, wie Melissa Ginsburg klassische Erzählmuster mischt und nutzt und wendet, um eine zeitgemäße Story zu erzählen, in der die Geschichten der Frauen das Entscheidende sind. Und damit auch ein paar Antworten anbietet, die die Gesellschaft, in der diese Protagonistinnen geprägt wurden, nicht allzu gut aussehen lassen. Denn es gibt verdammt gute, will heißen: üble Gründe, die manche von ihnen zu denen gemacht haben, die sie sind. Und die Freundschaft? Wirkliche Freundschaft? Wohl eher nur ein Zweckbündnis derer, die vor dieser Gesellschaft auf der Flucht sind. Sein müssen. Gefangene werden dabei manchmal nicht gemacht.

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