Insel-Lektüre (05): “Die Überlebenden” von Alex Schulman

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Insel-Lektüre (05): “Die Überlebenden” von Alex Schulman

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Drei Brüder, die einmal ein Herz und eine Seele waren, wie man so sagt. Sie haben sich auseinander gelebt, mit dem Erwachsenwerden, haben sich nicht mehr viel zu sagen, sind ganz unterschiedliche Typen geworden. Aber sie müssen sich doch noch einmal zusammen raufen, so beginnt “Die Überlebenden” von Alex Schulman, dieser wunderbare Familienroman: Die Mutter ist gestorben, sie hat einen Brief hinterlassen, die Brüder sollen ihre Asche am See verstreuen, da wo die Familie ihre glücklichsten Stunden hatte. Und die schlimmsten.
So beginnt dieser Roman – und so endet seine Geschichte: “Die Überlebenden” ist “rückwärts” erzählt, vom Ende her wird die Geschichte der Brüder und die ihrer Familie Schritt für Schritt sorgsam entschlüsselt. Es gibt Risse und Geheimnisse, merkwürdige Kräfte und Dynamiken, das ist nicht anders als in allen anderen Familien. Es gab aber auch ein Ereignis, das das alles betoniert und das zugleich das Zusammen, das doch möglich gewesen wäre, gesprengt hat. Ein Trauma, das die Brüder auf unterschiedlichste Weisen (nicht) verarbeiten konnten, und einer der Drei, so wird sich zeigen, ist davon ganz besonders betroffen.
“Die Überlebenden” war in Schweden ein Bestseller, so etwas wie ein Buch des Jahres. Und zwar aus guten Gründen: Alex Schulman, geboren 1976, schafft in seinem Roman eine exzellente Verbindung von Autobiographischem und Fiktion; (nur) mit den Mitteln der Literatur lässt sich das familiäre Trauma umkreisen, erfassen – und schließlich auch benennen. Das markiert den Höhepunkt der Geschichte, zugleich auch ihre Auflösung. Und das – also: zu benennen – ist letztlich ja auch der einzige Weg, um solch ein Trauma nicht weiter zu verdrängen, sondern zu verarbeiten: um der Zukunft willen.

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