Neue Hörbücher: “Der Club” von Takis Würger und “Das geheime Leben des Monsieur Pick” von David Foenkinos

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Neue Hörbücher: “Der Club” von Takis Würger und “Das geheime Leben des Monsieur Pick” von David Foenkinos

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Takis Würger: Der Club

Bei der lit.Cologne gewann er den Debütantenpreis, in der Spiegel-Bestsellerliste marschiert er auf die Top Ten zu – großer Hype um den Roman “Der Club” von Takis Würger (Kein & Aber, Euro 22), der jetzt auch als Hörbuch erschienen ist (Headroom, Euro 21,99).

Hans Stichler nennt sich der Held des Romans, ein junger Deutscher, Waise, der nach dem Internat von der Halb-Schwester der Mutter nach Cambridge geschleust wird, die dort Professorin ist. Zischler soll in Oxford nicht bloß studieren, sondern vor allem Zugang in den Pitt-Club finden, eine Art exklusive Loge für Söhne des (alten) Finanzadels. Einer wie Hans, der aus ganz anderen Verhältnissen stammt, hätte an sich kaum eine Chance da angenommen zu werden, aber die Tante findet Mittel und Wege. Sie möchte, dass der Junge ein Verbrechen aufklärt, das sich in dem Kreis ereignet hat; sie sagt ihm aber nicht, worum es geht, damit er unbefangen auftreten kann. Und so macht Hans sich auf den Weg, auf der Suche nicht nur nach des Rätsels Lösung, sondern auch nach dem Rätsel an sich…

Takis Würger, geboren 1985, war “Spiegel”-Reporter, bevor er sich mit 28 nochmal ans Studieren machte, in Cambridge, wo er, der selbst boxt, eben in den Pitt-Club aufgenommen wurde. Die Sache mit dem Verbrechen ist wohl erfunden, die Milieuschilderungen, darf man annehmen, sind authentisch. Spannende Einblicke also in eine Welt der ewigen Snobs und von Geburt an Begünstigten, die der Autor zugleich hinterfragt und schillern lässt.

“Der Club” ist Milieustudie, Coming of Age-Roman, Liebesgeschichte, die Story trägt auch Züge eines Krimis, das aber bloß verhalten (und auch etwas durchsichtig); zählt man den Faktor “autofiktional” hinzu, dann wird hier ganz schön was an zusammengerührt an Schreibstrategien, die auf dem Markt derzeit erfolgreich sind. Egal, denn das Buch macht richtig Spaß: Takis Würger ist ein geschickter, unterhaltsamer Erzähler, der es versteht, eine ganz eigene, verwunschene Stimmung klingen zu lassen. Das kommt beim Hörbuch, das mit mehreren SprecherInnen aufwändig produziert wurde, fast noch besser zu Geltung als im Roman. Insofern: Besser hören als lesen, sowieso aber keinesfalls verpassen.

David Foenkinos: Das geheime Leben des Monsieur Pick

Noch einer, der das, was man “anspruchsvolle Unterhaltung” nennt, aus dem Effeff beherrscht: Der Franzose David Foenkinos, geboren 1974. Er ist allerdings kein Debütant, sondern ein längst etablierter Erfolgsautor, nicht bloß in Frankreich, seine Romane werden in über 40 Sprachen übersetzt.

Sehr nett die Idee, um die sich Foenkinos neuer Roman “Das geheime Leben des Monsieur Pick” dreht: In einer Dorfbücherei irgendwo in der Bretagne befindet sich ein Museum der abgelehnten Romanmanuskripte. Eine junge Lektorin aus Paris, die zu Besuch bei den Eltern ist, entdeckt dort zufällig eine Geschichte, die sie sensationell findet. Geschrieben hat das Ganze, so scheint´s, Monsieur Pick, der kürzlich verstorbene Besitzer der örtlichen Pizzeria. Pick, der, ausgerechnet? Wer ihn kannte, behauptet, der Pizzabäcker hätte nie im Leben ein Buch in der Hand gehabt – außer den vier oder fünf Exemplaren, die über die Jahre von Gästen im Restaurant liegen gelassen wurden. Sei´s drum, die Lektorin veröffentlicht den Roman, er wird zum Sensationserfolg.

Was nicht bloß Fragen nach dem “geheimen” Leben des Monsieur Pick aufwirft, sondern vor allem ein paar unerwartete Wendungen im Leben einiger Menschen verursacht, die mit dem Verstorbenen oder “seinem” Roman zu tun haben. Die Lektorin zum Beispiel, ihr Mann, ein erfolgloser Schriftsteller, die Witwe natürlich, ihre Tochter, aber auch die Bibliothekarin, eine Unterwäscheverkäuferin und, klar, auch ein abgehalfterter Literaturkritiker. Und so nimmt die Geschichte, nehmen die Geschichten ihren Gang…
Hört sich nach einer Satire übers Schreiben und über den Literaturbetrieb an, gähn, und ist es auch, aber dann doch ganz und gar nicht zum Gähnen, sondern extrem unterhaltsam und erfrischend, wegen der netten Charaktere, wegen der hübschen Wendungen, wegen der unbefangenen Art und Weise, wie das alles erzählt wird. Das – ist richtig gute Unterhaltung, nicht mehr und nicht weniger, und Axel Milberg (der Kieler “Tatort”-Borowski) ist dafür genau der richtige Erzähler in der verschmitzten Onkelhaftigkeit, mit der er Foenkinos´ Geschichte interpretiert.

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