Aktuelle Kriminalliteratur aus den Vereinigten Staaten: Marie Rutkoski entführt in ihrem eben auf Deutsch erschienenen Debüt “Real Easy” ins Jahr 1999 in Fremont Illinois – und da vor allem in eine Stripbar und die Kontexte (der Tänzerinnen) drumherum. Ein klassisches Genresetting also, neu ist die Art, wie die Autorin davon erzählt, mit Blick auf die Perspektiven der Frauen vor allem, und mit einer sehr modern dramatisierten Story, die klassische Spannungsmuster gleichermaßen bedient wie durchbricht, das ist sehr interessant. Und fesselnd sowieso. * “Brachland” ist der vierte Roman von William Boyle, der beim Polar Verlag auf Deutsch erscheint, auch hier geht´s (wieder mal) in die 1990er Jahren, und (wieder mal) nach Brooklyn zu den kleinen Leuten (aus Boyles Jugend dort), die sich so durchschlagen, mal mehr, mal weniger schlecht als recht. Ein Ensembleroman aus wechselnd-wiederholten Perspektiven der einzelnen Charaktere, die mehr und mehr das Kommando übernehmen in der Geschichte – auch das erzähltechnisch ein bemerkenswerter und im besten Sinn des Wortes spannender Ansatz. (Mehr dazu HIER und HIER – ein längeres Text zum Roman und ein sehr langes Interview mit dem Autor.) * Last not least, wenn wir das (hoffentlich) im Radio noch schaffen, der Roman “Lightwood” von Steph Post, ebenfalls eine Entdeckung des Polar Verlags; ein Roman, der gewieft viele Muster des typischen Country Noir bedient, das aber aus der Perspektive einer Erzählerin, was ja eher ungewöhnlich ist für das Subgenre, aber sehr gelungen, und im übrigen auch smart ins Deutsche übersetzt …
Marie Rutkoski: Real Easy. Übersetzt von Stefan Lux. Suhrkamp, 2022. 400 Seiten. Euro 14,95
William Boyle: Brachland. Übersetzt von Andrea Stumpf. Polar, 2022. 355 Seiten. Euro 25,–
Steph Post: Lightwood. Übersetzt von Kathrin Bielfeldt. Polsat, 2022. 439 Seiten. Euro 16,–