Vom neuen “Weltempfänger”: Patrícia Melo, Rutu Modan, Taiyo Matsumoto

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Vom neuen “Weltempfänger”: Patrícia Melo, Rutu Modan, Taiyo Matsumoto

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Diese Woche sprechen wir bei “Noller liest” auf “Cosmo” über drei Titel, die es auf den neuen “Weltempfänger” geschafft haben, die Bestenliste für die spannendsten Neuerscheinungen aus dem Globalen Süden:

Mit dabei die Brasilianerin Patrícia Melo, eine der besten und interessantesten internationalen Genreautorinnen der letzten Jahre. In ihrem neuen Roman “Gestapelte Frauen” (Unionsverlag, übersetzt von Barbara Mesquita, Euro 22,–) beschäftigt sie sich mit einem Thema, das sie jahrelang umgetrieben hat, dem unfassbaren Phänomen der Femizide. Also: Morde an Frauen, die nur deshalb zu Mordopfern werden, meist ihrer eigenen Männer, eben weil sie Frauen sind. Patrícia Melo nutzt dokumentarisches Material auf Basis realer Fälle, das sie mit den Mitteln des Krimis auf der Höhe ihrer Kunst verdichtet, um das Thema exemplarisch darzustellen – ein krasser, schockierender, zugleich exzellenter Roman. Mehr dazu demnächst hier auf dem Blog in einem längeren Text zu dem Buch.

Einzelne Graphic Novels haben es schon gelegentlich auf den “Weltempfänger” geschafft, diesmal sind es gleich zwei, das gab es noch nicht. Rutu Modan ist eine der bekanntesten IllustratorInnen aus Israel, ihr Buch “Der Tunnel” (Carlsen, Euro 28,–) nimmt die politisch-gesellschaftlichen Verhältnisse aufs Korn, indem sie eine junge Archäologin an der Grenze zur Westbank nach einem Tipp genau dort nach der Bundeslade, also der Kiste mit den 10 Geboten, gräbt, wo auf der anderen Seite Palästinenser einen Versorgungstunnel in die Erde treiben. Begegnung: Wahrscheinlich.

Taiyo Matsumoto ist in Japan als Manga-Künstler für Erwachsene bekannt, er ist aber auch ein Grenzgänger zwischen Manga und europäischen, speziell französischen Comic-Traditionen – in “Sunny” (Carlsen, Euro 16,–) erzählt er die Schicksale und den Alltag einiger Kinder aus einem Waisenheim, was auch deshalb so gut und vor allem authentisch im Detail gelingt, weil diese Arbeit auf eigenen Erfahrungen fußt: Matsumoto wurde als Kind selbst von seinen Eltern in einem Waisenhaus “abgegeben”, ein Trauma, das er zeitlebens nicht verwandt und deshalb auch künstlerisch immer wieder verarbeitete. Der Band ist Auftakt einer mehrteiligen Reihe.

Kommende Woche dann noch ein Blick auf zwei weitere spannende Titel vom “Weltempfänger” Nr.50: “Reisen” (Verlag Das Wunderhorn, übersetzt von Susann Urban, Euro 25,–), ein teils auch in Berlin angesiedelter Migrations-Roman vom Nigerianer Helon Habila. Und “Der treue Verstorbene” (Transit, übersetzt von Michael Kegler, Euro 24,–) von Germano Almeida, ein lesenswerter Schriftsteller-Roman von den Kapverden.

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